Nur drei Monate nach der Grundsteinlegeung im März 1950 wurde die neue Haupttribüne gegen den FC Schalke 04 eingeweiht

Tradition pur – 75 Jahre Haupttribüne

Ziegelsteine für den großen Traum: Unsere traditionsreiche Haupttribüne erlebte am 21. März 1950 ihre Grundsteinlegung.

Als Hermann Langness auf der Holstein-Weihnachtsfeier im Dezember 1949 zwei Ziegelsteine überreicht bekam, war auch dem letzten Holsteiner klar, dass etwas Großes bevorstehen würde. Die beiden Steine standen symbolisch für das bis heute aufwändigste Stadionprojekt der Vereinsgeschichte.

Grundsteinlegung zum Jubiläum

Pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum der Kieler Sportvereinigung feierte die neue Haupttribüne auf dem Holsteinplatz ihren Geburtstag. Heute vor genau 75 Jahren, am 21. März 1950, fand die Grundsteinlegung im Bereich der heutigen Mixed Zone statt. „Am Tage des Frühlingsbeginns legte Hermann Langness in seiner Eigenschaft als 1. Vorsitzender den Grundstein zur dritten Holsteintribüne. Eine stattliche Anzahl von Holsteinern hatte sich zu diesem feierlichen Augenblick eingefunden“, berichtete die Mitgliederzeitung der KSV damals voller Stolz.

Die Grundsteinlegung der Holstein Tribüne am 21. März 1950.

Traum von der Tribüne

Am 15. Oktober 1911 wurde der Holstein-Sportplatz eröffnet. Die erste Tribüne, die am Ort der heutigen Haupttribüne stand und mit Holz errichtet wurde, eröffnete dem FV Holstein – und später ab 1917 der Kieler Sportvereinigung Holstein – völlig neue Möglichkeiten. Während 1921 ein „Kuhsturm“ das Dach der allererste Tribüne des Holsteinplatzes hinweggerissen hatte und die neue Tribüne auf der Gegengeraden im Bombenhagel des 2. Weltkrieg zerstört worden war, hegten alle Holsteiner und Holsteinerinnen in den Jahren nach Kriegsende den Traum von einer neuen, großen Haupttribüne.

„Immer wenn ich nach Kiel zurückkomme und die alte Tribüne sehe, werde ich an meine Zeit bei Holstein erinnert. Dann denke ich mir, dass sich dort eigentlich gar nicht so viel verändert hat.“
Andreas Köpke
ehemaliger Holstein-Torwart

Vorbild Flensburg

Zusammen mit dem ehemaligen Vorsitzenden Ernst Föge, der am 1. November 1949 unerwartet verstarb, hatte Langness das Stadion-Projekt auf den Weg gebracht. Eine Fahrt nach Flensburg zur Besichtigung der dortigen Tribüne gab die letzten Anregungen für die Gestaltung. In überraschend kurzer Zeit wurden aus den Besprechungen echte Pläne und schließlich Wirklichkeit. Hermann Langness, Großvater des heutigen Hauptsponsors Dr. Hermann Langness, hatte dem Bauausschuss die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt, um das Riesenprojekt zu beginnen. Seine Tatkraft ging in einem enorm schnellen Tempo voran – genau wie der Bau selbst.

Unter der Leitung des Vorsitzenden Hermann Langness wurde die dritte Holstein Tribüne im Jahr 1950 mit 1.020 Sitzplätzen errichtet.

Wind und Wetter

Stand die zweite Tribüne noch auf der Fläche zwischen dem Holsteinplatz und dem Ernst-Föge-Platz, so sollte die neue Haupttribüne an ihren Ursprungsort direkt am Mühlenweg zurückkehren. Die geplante Westring-Verlängerung spielte dem Projekt in die Karten. Eine repräsentative Eingangsfront sowie der baldige Anschluss an die Hauptverkehrsader der Stadt sollte für einen reibungslosen Abzug der immer größer werdenden Zuschauerströme bei den Spielen der Störche garantieren. Einen Nachteil hatte das neue Bauwerk allerdings doch. Die Zuschauer waren zukünftig den Wind- und Wetterverhältnissen noch stärker ausgesetzt. Ein Umstand, den die Besucher auf den Sitzplätzen auch heute noch bei der entsprechenden Wetterlage am eigenen Leib erfahren müssen.

„Es ist noch immer die gleiche Tribüne, auf der ich zusammen mit meinem Großvater gesessen habe. Damals waren es alles noch Holzbänke. Da kommen Kindheitserinnerungen hoch.“
Dr. Hermann Langness
Aufsichtsratsmitglied

Herz der Holstein-Gemeinschaft

Da der Tribünenbau später auch das Herz der Holstein-Gemeinschaft werden sollte, wurden im Inneren alle Räumlichkeiten untergebracht, die zur Abwicklung des Sport- und Vereinsbetriebs notwendig waren. So hatte die Haupttribüne ein Geschäftszimmer (heute Schiedsrichterraum), ein schönes Klubheim (heute Presseraum und Teile des VIP-Raumes), eine Wohnung für den Platzmeister (heutiger Bereich des Fanshops und des Merchandising-Büros), Umkleide- und Massageräume für die Liga sowie acht Umkleiden mit den dazugehörigen Wasch- und Duschräumen für den gesamten Sportbetrieb. Dazu einen Raum für den Platzwart sowie die Heizungsanlage. Noch heute versprüht der Bereich Umkleide im Obergeschoss der Tribüne den gewissen Charme der 50er-Jahre. Und wohl jeder der unzähligen Jungstörche, der sich bis in die 2000er-Jahre in der Tribüne umgezogen hat, wird sich an die alte Ballkammer erinnern. Das einstige Heiligtum, das später der erweiterten Kabine der Holstein-Profis weichen musste. Tradition pur im Holstein-Stadion. Auch 75 Jahre nach der Grundsteinlegung.

Eine kleine Sensation

Dass der Tribünenbau damals zu Beginn der 50er-Jahre eine kleine Sensation war, darf nicht vergessen werden. Während des Baus hatte man unerwarteterweise mit einem tiefen Bombenkrater sowie einem bis dahin unbekannten Wasserlauf zu kämpfen. Die Fundamente mussten vier Meter tief in den Mühlenweg eingelassen werden. Dann konnte endlich begonnen werden mit der Tribüne, die aufgrund des reinen Eisenbetons ohne zusätzliche Dachstützen eine herausragende Sichtmöglichkeit für alle Tribünenbesucher gewährleistete.

Das Richtfest im Mai 1950.
Die Mitgliedernachrichten der KSV Holstein im Juni 1950.

Bau für 100 Jahre

Am 5. Mai 1950 wurde die neue Holstein-Tribüne mit viel Prominenz aus Sport und Politik eingeweiht. Nach dem traditionellen Zertrümmern eines Schnapsglases forderten die Zimmerleute die Eisenbieger zum sportlichen Duell auf  dem Holsteinplatz heraus. Die Zimmerleute erwiesen sich bei einer Spielzeit von zweimal siebeneinhalb Minuten als energischer und zwangen die Eisenbieger mit 2:1 in die Knie. Club-Chef Langness beendete den Tag mit großen Worten: „Unsere neue dritte Tribüne ist aus Stahlbeton hergestellt worden. Sie wird, wenn nicht kriegerische Ereignisse eintreten, wovor wir bewahrt bleiben mögen, die nächsten 100 Jahre überdauern. Sie wird kommenden Generationen vom zähen Aufbauwillen der Nachkriegszeit zeugen.“

„Immer dann, wenn etwas ganz Besonderes ansteht und Dinge nicht mehr mit normalem Fußball-Vokabular zu erklären sind, dann kommt der Holsteingeist aus seiner Kiste in den Katakomben ganz tief unter der altehrwürdigen Tribüne des Holstein-Stadions herausgeklettert und mischt munter mit.“
Peter Ehlers
Holstein-Rekordspieler

Rekordspiele

Am 28. Juni 1950, nur drei Monate nach der Grundsteinlegung, platzten Holsteinplatz und neue Tribüne dann im  Rahmen des ersten großen Spiels nach der Eröffnung beim 2:2 gegen den damaligen Serienmeister FC Schalke 04 aus allen Nähten. Es war zugleich das letzte Spiel des vermutlich besten Spielers der Vereinsgeschichte, dem legendären Franz Linken. Vier Tage später holte hier der THW Kiel vor 22.000 Zuschauern im ersten offiziellen Endspiel um die Deutsche Feldmeisterschaft den Titel. Im Jahr darauf  erlebte der Holsteinplatz dann die größte Kulisse seiner Geschichte, als am Karfreitag 1951 knapp 30.000 Zuschauer den Oberliga-Schlager zwischen den Störchen und den Rothosen des HSV (3:3) miterlebten.

Oberligaspiel der Kieler Störche im April 1950 kurz nach der Grundsteinlegung der neuen Haupttribüne.

Verantwortliche und Zukunft

Abgesehen vom Vereinsvorstand der KSV Holstein um Dr. Hermann Langness und seinem Vorgänger Ernst Föge hatten natürlich auch zahlreiche Gewerke enormen Anteil am Gelingen des 170.000 DM teuren und 1.020 Zuschauerplätze bietenden Großprojektes. Der Entwurf stammte von Vereinsmitglied und Architekt Addi Hoff. Die Statik und  Gesamtausführung lag in Händen der Firma Max Giese Stahlbeton GmbH.

Viele Fragen, die sich Politik und Verein damals stellen mussten, scheinen auch heute, im Jahr des 125. Vereinsgeburtstages, noch brandaktuell zu sein. Man darf gespannt sein, wann das nächste große Stadionprojekt seine Grundsteinlegung erleben wird. Für heute gilt erst einmal, herzlichen Glückwunsch zum 75. Geburtstag an unsere traditionsreiche Haupttribüne.

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