Für KSV-Verteidiger Max Geschwill ging es aus der Regionalliga Südwest in die Beletage des deutschen Fußballs. Nun darf sich der 23-Jährige seit neustem sogar Bundesligatorschütze nennen.
Vor zwei Jahren standen für Max Geschwill noch Auswärtsspiele gegen den Bahlinger SC oder Wormatia Worms auf dem Spielplan – inzwischen tritt der KSV-Verteidiger in der Bundesliga gegen Kaliber wie den FC Bayern München an. Nach zehn Jahren bei der TSG Hoffenheim ging es für den 23-Jährigen zum SV Sandhausen und seit dieser Saison ist der gebürtige Schwäbisch Haller für unsere Farben aktiv. Ein rasanter Aufstieg, der Max Geschwill nun die ersten Bundesliga-Minuten, unter anderem gegen den FCB, bescherte. „Es war auf jeden Fall ein kleiner Kulturschock gegen die Bayern. Wenn ich ein paar Jahre zurückschaue, hätte wohl kaum jemand daran gedacht, dass ich mal einem Harry Kane auf dem Feld gegenüberstehe“, sagt Geschwill. Gegen den VfL Bochum feierte er sein Debüt in der Startelf von KSV-Cheftrainer Marcel Rapp, gegen Meister Bayer 04 Leverkusen trug er sich zuletzt erstmals in die Torschützenliste ein.
Auf dem Platz zeichnet den 1,86 Meter großen Verteidiger seine Vielseitigkeit aus: Er ist beidfüßig und kann sowohl im Abwehrzentrum als auch auf der linken Außenbahn eingesetzt werden. Am wohlsten fühlt er sich als linker Innenverteidiger in einer Dreierkette, sagt der Neuzugang selbst. Genau auf der Position wurde bisher in der Bundesliga zumeist eingesetzt.
Abseits des Platzes beschreibt Max Geschwill wohl das Wort „bodenständig“ am besten. Der Lockenkopf mit dem sympathischen Lächeln ist kein Draufgänger, der durch Lautstärke auffällt. Seine Worte wählt er mit Bedacht, das fällt besonders im Umgang mit Medienvertretern auf. Die größere Aufmerksamkeit ist für den Verteidiger eine der größten Umstellungen in der 1. Bundesliga: „Man spielt in größeren Stadien und es ist einfach mehr Tumult drumherum als in der 3. Liga oder der Regionalliga.“ Für ihn sei die Bundesliga dennoch ein Kindheitstraum, der in Erfüllung gehe, sagt Geschwill.
Auf dem Rasen will er sich jedoch keinerlei Ehrfurcht anmerken lassen: „Ich mache mir nicht viele Gedanken auf dem Feld darüber und gehe ein Bundesliga-Spiel an, wie jedes andere auch.“ Das wohl emotionalste Spiel wartete für Max Geschwill derweil direkt am ersten Spieltag. Die Rückkehr zu seinem Ausbildungsverein war für den 23-Jährigen „etwas Besonderes“. 2013 wechselte er als 12-Jähriger zur TSG und durchlief alle Jugendteams. In der U19 war dabei Marcel Rapp sein Cheftrainer. Zusammen waren sie in der UEFA Youth League aktiv, schlugen in der Saison 2018/19 im Viertelfinale des Wettbewerbs Real Madrid. Ein Highlight seiner Laufbahn, wie Max Geschwill selbst sagt. Bis er vor seinem Wechsel zu Sandhausen war Geschwill dann Stammspieler und Kapitän der U23.
Max Geschwill, der Student
Verantwortung übernimmt Max Geschwill allerdings nicht nur auf dem Spielfeld. Abseits seiner Profi-Karriere bildet sich der 23-Jährige weiter, studiert per Fernstudium Betriebswirtschaftslehre. Ursprünglich als Alternative zur Laufbahn als Sportler angedacht, soll es inzwischen eher die Grundlage für eine spätere Berufskarriere bilden. Aktuell bliebe dafür jedoch – aufgrund der aktuellen Umstände – relativ wenig Zeit.
In der Vorbereitung hatte der Verteidiger noch mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, inzwischen fühle er sich jedoch bei „100 Prozent“. Das sieht offensichtlich auch Marcel Rapp so, schließlich gab er seinem alten Weggefährten zuletzt immer öfter sein Vertrauen. „Ich würde schon sagen, dass ich den nächsten Schritt gemacht habe“, so Geschwill. „Ich habe meine ersten Erfahrungen in der Bundesliga gesammelt und jetzt hoffe ich, dass es so weitergeht in den nächsten Spielen.“
Und nicht nur sportlich ist der sympathische Lockenkopf in Kiel angekommen. „Während der Vorbereitung hatte ich nicht so viel Zeit, inzwischen habe ich jedoch mehr von der Stadt gesehen“, freut sich der 23-Jährige. Seine Teamkameraden haben dabei fleißig unterstützt: „Die Jungs zeigen mir immer mal wieder ein paar Restaurants.“ Er fühle sich als einer der Neuzugänge gut aufgenommen im Team: „Alle haben mich mit offenen Armen empfangen.“
Um ein Haar wäre der Name Max Geschwill auch einem größeren Fußball-Publikum bekannt geworden. Im vergangenen Heimspiel hatte der Abwehrspieler eine gute Chance, sich gegen den Rekordmeister in die Torschützenliste einzutragen. „Es ärgert mich schon ein bisschen. Vor allem, weil ich nicht so oft in die Abschlusssituationen komme“, sagt der 23-Jährige mit einem Lächeln über seinen verunglückten Abschluss. Gegen Bayer 04 Leverkusen einige Wochen später machte Max Geschwill es dann besser – und verhalf damit unserer KSV zu einem umjubelten Punktgewinn beim amtierenden Double-Sieger.
Es ist ihm zu wünschen, dass er in dieser Saison noch zu weiteren Tormöglichkeiten – und vielleicht auch Toren – kommt. Und eins steht fest: Wenn es für Max Geschwill so weiterläuft, wie bisher, dann dürfte auch in Zukunft nicht allzu viel Zeit für sein Studium bleiben. Doch das wird er wohl verkraften können.