Tabakovic läuft heiß: Hertha BSC im Gegnercheck

Hertha BSC Berlin schießt sich langsam aber sicher warm für das große Ziel, den Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Vor über 43.000 Zuschauern sicherte sich die Mannschaft von Trainer Pal Dardai am vergangenen Wochenende den zweiten Saisonsieg und verließ damit die Abstiegsplätze. Mann des Tages im stimmungsvollen Olympiastadion war Goalgetter Haris Tabaković, der gegen die Löwen dreimal vollendete und sich mit nunmehr sieben Treffern an die Spitze der Torjägerliste geschoben hat.

Es wären sogar noch zwei Tore mehr gewesen am Sonntag, doch zwei Treffern des Schweizers wurde die Rechtmäßigkeit aberkannt. Tabaković ist abgesehen vom neuen Hertha-Spirit momentan so etwas wie die Lebensversicherung der Berliner. Nicht ohne Grund sprüht der 29-Jährige nur so vor Selbstvertrauen. „Ich zieh einfach mein Ding durch“, will Tabaković auch gegen die Störche seine Torfabrik auf Hochtouren laufen lassen.

Kein Trübsal, kein Zittern, kein Frust nach dem Schlusspfiff – die Fans der Alten Dame Hertha haben nach dem bitteren Abstieg endlich wieder Grund zur Freude. Der zweite Heimsieg wirkte wie ein Befreiungsschlag. Und das deutliche Resultat war aufgrund der Offensivpower und sattelfesten Deckung auch in der Höhe absolut verdient. Viel Balsam auf die geschundene Berliner Seele.

Fabian Reese beim Saisonauftakt gegen den Hamburger SV im Volksparkstadion.

Ohnehin rieben sich zuletzt viele Hertha-Fans verwundert die Augen. Ihr neu formiertes Team um die schnellen Flügelspieler Marten Winkler und Ex-Storch Fabian Reese sowie Sturmtank Tabaković überzeugt immer eindrucksvoller mit Dynamik, Geradlinigkeit und körperlicher Wucht. Derart mitreißenden Fußball hatten sich die Hertha-Fans schon so lange gewünscht. „Am Ende der Saison werden wir sehen, wo wir stehen“, sagte Tabaković am vergangenen Wochenende nüchtern. Doch wer ihn und seine Mannschaft zuletzt spielen sah, denkt dabei vermutlich nicht an eine Platzierung im Mittelfeld der Tabelle.

Die Dardai-Elf hat sich nach ihrem total verpatzten Saisonstart eindrucksvoll zurückgemeldet und stellt zurzeit die mit Abstand torgefährlichste Mannschaft der 2. Bundesliga. Stolze 12 Treffer aus den drei Begegnungen gegen Fürth (5:0), Magdeburg (4:6) und Eintracht Braunschweig (3:0) – so langsam aber sicher kommt der Aufstiegsfavorit von der Spree in Schwung.

Pal Dardai trainiert in der Profimannschaft der Hertha drei seiner Söhne

Umso spannender, wie sich der Bundesliga-Absteiger nun beim Tabellendritten in Kiel präsentieren wird. „Qualität ist, wenn man aus Fehlern lernt“, gab Hertha-Trainer Dardai kürzlich zu Protokoll. Sogar den Verwaltungsmodus beherrschen die Berliner inzwischen. Nach der klaren Führung ließ man gegen die Löwen nichts mehr anbrennen. Die Berliner scheinen ihre Lektion nach den drei Auftaktniederlagen offensichtlich gelernt zu haben.

Holstein unterlag 1930 mit acht Nationalspielern im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Hertha.

Bei aller Spannung vor dem Schlagerspiel am Sonntag im Holstein-Stadion wollen wir an dieser Stelle nicht verpassen, an vergangene „Fußballschlachten“ zwischen Hertha und den Störchen zu erinnern. Wohl kaum eine Begegnung der Kieler Vereinsgeschichte ist so sehr mit außergewöhnlichen Erinnerungen verbunden wie die Duelle mit der Alten Dame. Am 22. Juni 1930 machten sich mehrere tausend Kieler und Berliner Fans auf ins Düsseldorfer Rheinstadion. Dort kam es bei Temperaturen von 35 Grad im Schatten zum vielleicht dramatischsten Meisterschafts-Endspiel in der Geschichte des deutschen Fußballs, an dessen Ende der tragische Verlierer Holstein Kiel hieß. Trotz einer 2:0-Führung musste sich die aufopferungsvoll kämpfende Störche-Elf vor über 30.000 Zuschauern noch mit 4:5 geschlagen geben. Das Fachblatt „Fußball“ wusste zu berichten: „Für das Publikum heißt der Sieger dennoch Holstein.“

Aber auch das 2:1 der Störche durch das „Handtor“ von Mittelstürmer Horst Hamann in der 2. Liga Nord der Saison 1980/81 sowie das 4:1 nach Elfmeterschießen im DFB-Pokal im September 2002 gehören ohne Wenn und Aber zu den absoluten Highlights.

Horst Hamann gibt dem Ball 1980 im Fallen einen Schubser zum Kieler Sieg.

Holsteins Ex-Hertha-Torwart Manuel Greil blieb 2002 im Elfmeterschießen ohne Gegentreffer.

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