„Es gibt riesige Lernfortschritte“ – Koordinator der Perspektivteams Jonas Ecke im Interview

Wie werde ich eigentlich Nachwuchsspieler bei der KSV? Dieser Frage sind wir im Interview mit Jonas Ecke, dem Koordinator von Holsteins Perspektivteams, genauer auf den Grund gegangen. Der 32-Jährige gebürtige Kieler fand seinen Weg ins Storchennest über jahrelange Tätigkeit als Trainer in den unterschiedlichsten Jugend- und Herrenmannschaften in Schleswig-Holstein. Mittlerweile ist er seit zwei Jahren verantwortlich für die Perspektivteams der KSV und damit auch für die Ausbildung der Jüngsten im Holstein-Trikot.

Moin Jonas, könntest Du zum Einstieg bitte einmal erklären, was genau sich hinter dem Prinzip der Perspektivteams verbirgt?

Mit Perspektivteams meinen wir Mannschaften der Jahrgänge U11, U10 und U9 an verschiedenen Standorten in Schleswig-Holstein. Da wir im Nachwuchsleistungszentrum erst mit einer U12-Mannschaft starten, haben wir so die Möglichkeit, junge Talente trotzdem frühzeitig zu erkennen und zu fördern. Dafür sind wir an insgesamt sechs Standorten im Bundesland vertreten und kooperieren eng mit den Partnervereinen vor Ort. Bei der Auswahl dieser Partnervereine ist es uns besonders wichtig, dass diese strategisch gut gelegen sind, um Eltern und Kindern möglichst kurze Fahrtwege zum Training zu ermöglichen.

Was genau beinhaltet dein Job als Koordinator der Perspektivteams?

Ich bin für die reibungslosen Abläufe der Trainingseinheiten verantwortlich. Wir haben je zwei Altersklassen an insgesamt sechs Standorten, die von Trainerinnen und Trainern aus unserem Verein betreut werden. Meine Aufgabe ist es unter anderem, hier einen regelmäßigen Austausch zu pflegen und Fortbildungsmöglichkeiten zu schaffen. Außerdem korrespondiere ich mit Vereinen, wenn wir Spieler besonders interessant finden, und kommuniziere mit den Eltern. Zu jeder neuen Saison zählt es auch zu meinem Job, zusammen mit den Trainerinnen und Trainern der Standorte sowie dem U12-Trainer und Sportlichen Leiter des Grundlagenbereiches von Holstein Kiel Christian Riecks, die entsprechende Auswahl für den neuen U12-Jahrgang zu treffen und den Kader zusammenzustellen.

Wie wird man Nachwuchsspieler von Holstein Kiel?

Ich versuche das mal an einem typischen Ablauf zu erklären: Ein Trainer der Perspektivteams findet einen Spieler bei einer Partie der F- oder E-Jugend besonders auffällig und informiert mich darüber. Im Anschluss kontaktiere ich den Verein und die Eltern. Der Spieler wird von uns dann zu drei Probetrainings am nächstgelegenen Perspektivteam-Standort eingeladen. Das gibt uns die Möglichkeit, unseren ersten Eindruck aus der Sichtung zu überprüfen. Wenn er ins Team aufgenommen wird, absolviert er alle zwei Wochen ein Extra-Training in der jeweiligen Altersklasse. Ab der U11 werden zusätzlich Perspektivteam-Turniere gegeneinander ausgetragen. Am Ende schaffen es die Besten aus dem Jahrgang in unsere U12, aber das ist ein sehr großer Schritt. Aktuell haben wir 75 Kinder in den U11-Perspektivteams, wovon es 16 in Holsteins U12-Kader schaffen.

Bist Du bei den Trainingseinheiten auch vor Ort, um zu beurteilen, wer sich am besten entwickelt?

Ich versuche keine Trainingseinheit zu verpassen. Das klappt leider nicht immer, weil teilweise zeitgleich trainiert wird. Aber ich begleite insgesamt sehr viele Einheiten und stehe immer gerne mit auf dem Platz, einfach weil es mir sehr viel Spaß macht und ich so einen besseren Überblick über die Entwicklungen habe.

Was schätzt Du besonders an der Arbeit mit jungen Talenten?

Zum einen macht es mir großen Spaß zu sehen, wie viel Unbekümmertheit die Kids auf den Platz bringen, die immer sehr viel ausprobieren wollen. Zum anderen ist es beeindruckend, wie gut junge Spieler teilweise schon am Ball sind. In diesem jungen Altersbereich gibt es riesige Lernfortschritte, die man von Einheit zu Einheit beobachten kann. Man sieht jedes Mal neue Fähigkeiten, die die Jungs gelernt haben. Da macht es einfach Freude zuzusehen.

Welche Vorteile bieten Perspektivteams dem Verein und welche Nachteile gibt es eventuell auch?

Ein ganz wesentlicher Vorteil ist, dass Kinder in so jungem Alter nicht aus ihrem sozialen Umfeld gerissen werden. Das ist für uns einer der wichtigsten Aspekte. Zeitgleich bietet das Prinzip uns als Verein bis zu zwei Jahre Zeit, die Spieler kennenzulernen. Wir können ihre Stärken und Schwächen sehr gut analysieren und sie schon frühzeitig bei ihrer Entwicklung unterstützen. Außerdem kann man so zum Beispiel auch besser erkennen, wie lernfähig jemand ist – was durch das klassische Spielscouting auf einen Blick nicht sichtbar ist. Nachteile sehe ich persönlich kaum. Man könnte höchstens anmerken, dass wir einen hohen Personal- und Koordinationsaufwand haben. Diese Investition tätigt der Verein aber gerne, um den Kinder- und Jugendfußball in Schleswig-Holstein grundsätzlich nach vorne zu bringen.

Mit dem SC Weiche Flensburg 08 wurde in dieser Saison ein sogenanntes „Leuchtturmprojekt“ gestartet. Was genau ist dabei die Besonderheit und was erhofft man sich davon?

Die Besonderheit in Flensburg ist, dass die Kooperation dort über die U11 hinausgeht. Das bedeutet, dass wir dort auch Spieler in der U12 und U13 gemeinsam vor Ort begleiten. Diesen Schritt sind wir gegangen, weil wir häufig junge Talente gerne noch weiter gefördert hätten, diese aber zu weit weg wohnen, um drei Mal wöchentlich nach Kiel zum Training zu fahren. Unsere Idee ist es, mit dem Grundlagenbereich von Weiche Flensburg zusammenzuarbeiten und einen engen Austausch zu führen. Dazu gehört auch, dass wir die Trainer vor Ort begleiten und durch Hospitationen und Fortbildungen unterstützen. Wir wollen unser Know-how auf diesem Weg nach Flensburg geben, um die Kinder vor Ort weiter so zu fördern, dass sie eine realistische Chance haben, in der U14 oder U15 zu Holstein Kiel zu stoßen.

Eine letzte Frage noch zum Abschluss: Was macht für Dich den Verein Holstein Kiel aus?

Aktuell zeichnet Holstein für mich besonders eine Aufbruchstimmung aus. Speziell in meinem Bereich passiert sehr viel. Wir gehen viele neue Projekte und Kooperationen an, die eine stetige Weiterentwicklung sichtbar machen. Darüber hinaus bietet Holstein mir ein sehr cooles Arbeitsklima mit vielen positiven und freundlichen Kolleginnen und Kollegen um mich herum. Alle hier haben Lust, Spieler besser zu machen und sie auf ihrem Weg – in welchem Altersbereich auch immer – zu begleiten.

Danke für Deine Zeit und das Interview!

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