Unsere Mehrfach-Torschützen gegen den FC Bayern München: Alfred „Atze“ Bornemann (links) und Steven Skrzybski
Als wäre die stimmungsvolle Kulisse von 75.000 Zuschauern in der Münchener Allianz Arena nicht schon eindrucksvoll genug gewesen. Der Moment, als die 6.000 Kieler Schlachtenbummler zu Spielbeginn ihre Holstein-Sprechchöre anstimmten, war Gänsehaut pur. „Diese Riesenanzahl ist ein deutliches Zeichen dafür, dass bei der KSV in den letzten Jahren vieles sehr richtig gelaufen ist“, freute sich Trainer Marcel Rapp zwar nicht über die Niederlage, aber trotzdem über die grandiose Unterstützung für den Bundesliga-Aufsteiger und Deutschen Meister von 1912.
Noch nie zuvor waren abgesehen von den Nordderbys beim HSV zu einem Auswärtsspiel der Kieler Störche mehr Fans mitgereist als am vergangenen Sonnabend in die Isar-Metropole. Noch nie zuvor spielte die KSV bei einem Punktspiel vor mehr Zuschauern. Und erstmals seit dem 22. Mai 1954 – damals siegte Holstein in der Toto-Runde mit 5:1 – erzielten die Störche wieder drei Tore gegen die Bayern.
Die 90 Minuten von München waren am Ende denkwürdig und beinahe hätte es mit einem Quäntchen mehr Glück im Abschluss auch durchaus nach dem Pokalsieg 2021 erneut eine Sensation gegen den FCB werden können. Eine 4:0-Führung gegen einen Aufsteiger und Abstiegskandidaten noch einmal so spannend zu machen, das war für die Fans des Rekordmeisters absolut nicht Bayern-Like oder um es mit den Worten von Nationalmannschafts-Kapitän Joshua Kimmich zu sagen: „Wir haben in der Hinrunde den Hunger 90 Minuten auf den Platz gebracht und das geht uns jetzt ein wenig ab.“ Nicht auszudenken, wenn die Störche am Ende tatsächlich noch einen Zähler aus München entführt hätten…
Stichwort Hunger, selbigen entwickelte KSV-Offensivmann Steven Skrzybski in der Nachspielzeit von München auf Tore. Nur 120 Sekunden benötigte der 32-Jährige, der gegen den VfL Wolfsburg sein 100. Pflichtspiel im KSV-Trikot absolvierte, für seinen Doppelpack. Damit egalisierte Skrzybski beinahe den Torrekord von Holsteins Offensivlegende Alfred „Atze“ Bornemann. Der einstige Sturmtank, der von 1953 bis 1963 zehn Jahre lang in der erstklassigen Oberliga Nord eine Institution bei den Störchen war, hatte an jenem 22. Mai 1954 gleich dreimal gegen den FCB getroffen. Damals stand übrigens sowohl für Holstein als auch für die Münchner noch jeweils ein Meistertitel auf dem Briefkopf.

