Das Bundesligaaufstiegsspiel zwischen Mönchengladbach und Holstein im Juni 1965.
Es muss ein buntes Treiben gewesen sein, als im August 1900 fromme katholische Burschen und die Sportgemeinde Teutonia im Mönchengladbacher Stadtteil Eicken zusammenkamen. 1914 wurde eine Sandgrube erworben, die nur „de Kull“ genannt wurde, fünf Jahre später wurde der Sportplatz an der Bökelstraße eröffnet. München-Gladbach, so die damalige Schreibweise, sei damals die erste deutsche Stadt mit so einem Stadion, so der Oberbürgermeister Piecq. Der Rest ist Geschichte. Das Stadion am Bökelberg wurde zu einer der größten Kultstätten des deutschen Fußballs.
Heute erinnern eine Gedenktafel, ein kleines Stadionmodell sowie die begrünten Stehränge an den Bökelberg, der untrennbar mit den „Goldenen Siebzigern“ von Borussia Mönchengladbach verbunden sein wird, jener Zeit also, als die Fohlen-Elf unter Trainerlegende Hennes Weisweiler die Herzen der Fans mit erfrischend offensivem Konterfußball eroberten – auch international.
Pfostenbruch und Büchsenwurf
Eigentlich war der Bökelberg mit seinen 35.000 Zuschauerplätzen viel zu klein für die unglaubliche Begeisterung rund um die Fohlen. Aus Platzmangel musste die Borussia bei internationalen Wettbewerben immer wieder seine Heimspiele im wesentlich größeren Düsseldorfer Rheinstadion austragen. Dennoch erlebten die Gladbacher Fans viele herrliche Spiele und rauschende Fußballfeste in „de Kull“. Unvergessen bleibt das sensationelle 11:0 gegen Schalke 04 am 7. Januar 1967. Oder auch der Pfostenbruch vom 3. April 1971. Tragisch dann das „Büchsenwurfspiel“ gegen Inter Mailand am 20. Oktober 1971. Die Weisweiler-Elf gewann das Hinspiel im Europapokal der Landesmeister am Bökelberg klar und deutlich mit 7:1, doch die Partie wurde später von der UEFA annulliert. Was war geschehen? Inter-Stürmer Roberto Boninsegna war in der 28. Minute beim Spielstand von 2:1 für die Borussia von einer Coca-Cola-Dose an der Schulter getroffen worden, zu Boden gegangen und ausgewechselt worden. Die Büchse kann man heute in der FohlenWelt, dem schmucken Vereinsmuseum am Borussia-Park, bestaunen.




Holstein am Bökelberg
Die Störche erlebten die besondere Atmosphäre am Bökelberg einmal in ihrer langen Vereinsgeschichte. Am 5. Juni 1965, also vor genau 60 Jahren, unterlag die KSV knapp mit 0:1 in der Aufstiegsrunde zur Bundesliga bei der Borussia (siehe Foto).
Der Mythos lebt
An jener Stelle, an der Netzer, Heynckes, Vogts, Simonsen, Rupp und viele andere Spieler einst den Mythos Mönchengladbach begründeten, entstand eine Neubausiedlung. Seit 2004 tragen die Fohlen ihre Heimspiele im Borussia Park aus. Bei Bundesliga-Spielen finden im neuen Stadion insgesamt 54.042 Zuschauer einen Platz. Der Bökelberg wurde ab Dezember 2005 abgerissen und zum Teil durch eine moderne Wohnsiedlung überbaut. Doch nicht nur mit eindrucksvollen Choreographien halten die Fans ihren Bökelberg am Leben. Die Kultstätte ist in ihren Herzen für immer eingraviert.