Trainer und Ex-Borusse Gerd Schildt ist seit 2012 für die Traditionself unserer KSV Holstein im Einsatz.
Gerd Schildt (geb. 12. Juni 1952 in Bad Bramstedt) trug in seiner Karriere nicht nur das Trikot von Borussia Dortmund, sondern saß von 1989 bis 1991 in 68 Punktspielen auch als Trainer auf der Holstein-Bank. Mit den Kieler Störchen verpasste Schildt zweimal nur knapp die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga. Seit 2012 ist Gerd Schildt Trainer der Holstein-Traditions-Elf und gehört seit November 2018 dem Vorstand des Holstein Traditionsclubs an.
Noch heute pflegt Gerd Schildt enge Verbindungen zu Borussia Dortmund, für die er in den Jahren 1974 bis 1977 acht Erstliga-Einsätze und 67 Partien in der 2. Liga Nord absolvierte. In der Saison 1975/76 qualifizierte sich Schildt mit der Borussia als Zweiter der 2. Liga Nord für die Relegationsspiele zur 1. Bundesliga gegen den 1. FC Nürnberg. Schildt wurde vom damaligen BVB-Trainer Otto Rehagel in beiden Partien über die volle Länge eingesetzt, am Ende durfte der Aufstieg gefeiert werden. 1978 gelang Gerd Schildt mit Arminia Bielefeld erneut der Bundesliga-Aufstieg.
Den Sportfreunden in Schleswig-Holstein bleibt Gerd Schildt aber auch aufgrund seiner Trainerzeit bei Holstein Kiel, TuS Hoisdorf, VfB Kiel und dem FC Kilia Kiel ein Begriff. Auch in der Gründerzeit der Holstein Women vor zwanzig Jahren spielte er eine wichtige Rolle. Wir sprachen vor dem „Kracher“ gegen die Borussia mit dem 72-Jährigen.
Gerd, wenn Du heute im Holstein-Stadion Bundesliga-Spiele siehst, was geht Dir da durch den Kopf?
Eigentlich kann man das gar nicht richtig beschreiben. Das ist alles kein Vergleich mehr zu meiner Holstein-Trainerzeit Ende der 80er-Jahre. Wir hatten damals zwar eine gute Mannschaft und haben erfolgreich Fußball gespielt, auch wenn wir zweimal knapp die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga verpasst haben, aber immer wieder beeinträchtigten die wirtschaftlichen Probleme im Hintergrund das Geschehen auf dem grünen Rasen. Wenn wir damals nach Verstärkungen gesucht haben, dann sind wir nach Rendsburg, Büsum oder in seltenen Fällen auch mal nach Hamburg gefahren. Heute herrschen hier mit dem Leistungszentrum in Projensdorf und auch mit dem engen Stadion und seinem super Rasen tolle Bedingungen. Hut ab vor den engagierten Machern der KSV, denn der Erfolg und der Imagegewinn für die Stadt Kiel sind erheblich. Ich denke die Leistungen in der Bundesliga stabilisieren sich langsam. Und in vielen Spielen fehlte uns auch das Quäntchen Glück. Ich erwarte von Holstein in den kommenden Wochen einiges, ich habe große Hoffnung.
Dein Werdegang als Fußballer begann im beschaulichen Bad Bramstedt und mündete in einer 14 Jahre dauernden Laufbahn als Profifußballer. Wie kam es dazu?
Mein Vater stand vor dem Krieg bei Bad Bramstedt im Tor und mein Onkel kickte für Gut Heil Neumünster und sogar für den Heider SV in der damaligen Oberliga Nord, die ja bekanntlich die höchste deutsche Spielklasse war. Der Fußball wurde mir also quasi in die Wiege gelegt. Ich selbst habe bis zur B-Jugend in Bad Bramstedt gespielt und wurde dann nach Neumünster gelockt. Mir wurde ein Auto gestellt und der Führerschein finanziert, da konnte ich kaum ablehnen. Auch Holstein hatte zuvor Interesse an mir gezeigt. Es lief ganz gut bei Olympia und nach Probe-Trainingseinheiten bei St. Pauli, Bremerhaven und Osnabrück rieten mir meine damaligen Trainer Fritz Düffert und Günter Meier dazu, nach Bremerhaven zu wechseln, denn der Club pflegte ein enges Freundschaftsverhältnis mit dem SV Werder. Ich wohnte in Bremerhaven bei meinem Trainer Hennes Hoffmann. Und es kam wie es kommen musste, nach guten Leistungen in der Regionalliga saßen schon sehr bald Werder-Trainer Sepp Piontek und Manager Wolf bei mir am Tisch und der Wechsel an die Weser wurde unter Dach und Fach gebracht. Eine spannende Sache.
In Dortmund hast Du von 1974 bis 1977 die intensivste Zeit Deiner Spielerkarriere erlebt, was ist Dir bis heute am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben?
Mit Bielefeld und auch mit dem BVB ist mir in den 70ern jeweils der Bundesliga-Aufstieg geglückt. In Dortmund hatten wir damals schon einen Zuschauerschnitt von über 40.000 Besuchern in der 2. Liga Nord gehabt, das war unglaublich. Und ich hatte noch eine nette Nebentätigkeit im Betrieb von Hoesch Rote Erde. Meine Aufgabe war es, in der Firma den Kartenvorverkauf für Borussia zu organisieren. Bergab ging es mit mir bei der Borussia eigentlich erst dann, als Otto Rehhagel Trainer wurde. Da ging für mich nicht mehr viel. Das gleiche Schicksal ereilte mich dann auch in Bielefeld. Erneut kam es zu Problemen als Rehhagel dort Trainer wurde. Erst Jahre später beim Abschiedsspiel von Andi Herzog mit Werder Bremen in Salzburg haben wir uns endlich aussprechen können. Meiner Frau hat der Otto dann sogar am Ende noch eine rote Rose geschenkt – eine nette Anekdote am Rande. Ansonsten hatte ich das große Glück, mit Spielerpersönlichkeiten wie zum Beispiel Ente Lippens, Manfred Burgsmüller oder in der U21-Nationalmannschaft mit Uli Hoeneß, Heinz Flohe, Dieter Burdenski, Winfried Schäfer oder auch Charly Körbel zusammen spielen zu dürfen. Es war eine aufregende Zeit und ich bin dankbar für die Erlebnisse. Und noch immer freue ich mich, wenn ich Nachrichten aus Dortmund bekomme. Die Borussia kümmert sich toll um ihre Ehemaligen.
Wie lautet Dein persönliches Fazit zu Deinen drei Jahren in Schwarz-Gelb?
Ich habe in Dortmund meine Frau geheiratet, mein Sohn Dennis ist dort geboren worden und wir haben mit dem BVB den Bundesliga-Aufstieg geschafft – die ganze Familie hat bis heute ein schwarz-gelbes Herz. Eine wahnsinnig tolle Zeit war das!
Eine besondere Verbindung hast Du zum Kieler Aufstiegshelden Benedikt Pichler, wie kommt das?
Sicherlich waren meine schönen Jahre in der ersten österreichischen Fußball-Liga ein Grund dafür. 1980 und 1981 wurde ich als Spieler von Casino Salzburg dort Ausländer des Jahres sowie Torschütze des Jahres 1982. Als dann 2021 mit Benni ein gebürtiger Salzburger ins Storchennest wechselte, wurden bei mir Erinnerungen an meine Zeit dort unten wach und ich wollte Benni unbedingt kennenlernen. Inzwischen ist da eine schöne Freundschaft entstanden, auch an Geburtstagen sehen wir uns.
Nun treffen Deine ehemaligen Vereine Borussia Dortmund und Holstein Kiel aufeinander…
Mein Herz ist natürlich ein wenig zwiegespalten, aber ich denke, dass Holstein momentan einen Sieg gut gebrauchen kann. Bei den Störchen ist das Selbstvertrauen zuletzt gewachsen. Die Borussia hat hingegen auswärts Probleme. Dortmund muss unter Flutlicht erstmals mit dem Kieler Wind und dem Wetter zurechtkommen. Ich drücke diesmal Holstein die Daumen!
Vielen Dank für das Gespräch, Gerd!