Am 19. April 1953 lieferten sich die beiden Nordclubs eines der größten Duelle der alten Oberliga Nord.
42 Pflichtspiele absolvierten unsere Störche bislang in ihrer Vereinsgeschichte gegen den SV Werder Bremen und weisen tatsächlich eine positive Bilanz gegen den viermaligen Deutschen Meister (1965, 1988, 1993, 2004) auf: 19 Siege, 6 Unentschieden, 17 Niederlagen. Unvergessen für alle Kieler ist noch immer der 29. April 2022, als unsere KSV im letzten Zweitliga-Aufeinandertreffen im Weserstadion durch den späten Treffer von Julian Korb mit 3:2 die Oberhand behielten. Doch das bislang größte Duell lieferten sich beide Clubs am 19. April 1953, als es für beide um die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ging.
Die Saison 1952/53 war neben der Spielzeit 2023/24 die erfolgreichste Saison der Holstein-Nachkriegsgeschichte. Schon die Herbstmeisterschaft in der erstklassigen Oberliga Nord konnten sich die Störche damals kurz vor Weihnachten durch einen schier unglaublichen 5:0-Auswärtssieg beim glorreichen HSV am Rothenbaum erkämpfen. In der Rückrunde schwächelten die Kieler dann etwas, die Hamburger zogen an der KSV vorbei und es entbrannte am Ende ein Vierkampf zwischen den Störchen, Werder Bremen, dem VfL Osnabrück und Göttingen 05 um die heiß begehrte Nord-Vizemeisterschaft, die ebenso wie der Titel zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigte. Zwei Spieltage vor dem Saisonfinish benötigte die Kieler Mannschaft von Trainer Hans Tauchert unbedingt zwei Siege, um sich das Ticket für die „Deutsche“ zu sichern. Doch mit dem Auswärtsspiel beim direkten Konkurrenten Werder Bremen und dem finalen Heimspiel gegen den bereits als Meister feststehenden Hamburger SV lagen schwere Brocken vor den Störchen.
Emil Meier stellte auf Sieg
Als die Störche zur Pause vor über 30.000 Zuschauern im Weserstadion durch das Gegentor von Leo Behring mit 0:1 hinten lagen, schienen die Träume vom Einzug in die Endrunde bereits ausgeträumt. Dann aber kam alles ganz anders. In der 73. Minute gelang Emil Schildt zunächst das 1:1 und 120 Sekunden vor dem Ende war Emil Maier zur Stelle und erzielte den kaum noch für möglich gehaltenen Siegtreffer für Holstein Kiel. Kurz darauf war Schluss an der Weser und „unendlich viele Schlachtenbummler aus Kiel strömten auf das Spielfeld, um ihrer siegreichen Mannschaft auf das Herzlichste zu gratulieren“ (Sport Mikrophon). „Ich kann nicht mehr sagen, als dass mich meine Mannschaft sehr glücklich gemacht hat. Sie gab ihr Bestes und zwang einen Gegner in die Knie, der schließlich Favorit war“, strahlte KSV-Trainer Helmut Tauchert. Werders Nationalspieler Herbert Burdenski zollte der Kieler Leistung Anerkennung: „Holstein war in der zweiten Halbzeit unbedingt stärker und der Sieg ist nicht einmal unverdient. Unser Sturm hat es nicht verstanden, die Kieler Deckung aufzureißen.“
Holstein unter besten acht Teams
Was folgte, waren Bremer Proteste gegen die Wertung des Spiels und sogar Vorwürfe, Holstein hätte den Schiedsrichter bestochen. Den Störchen war das allerdings egal. Sie schlugen am letzten Spieltag den bereits als Meister feststehenden HSV vor 28.000 Zuschauern mit 3:1 und feierten die erste Endrunden-Teilnahme seit zehn Jahren begeistert. Damit gehörte die KSV wieder zu den acht besten Mannschaften in Deutschland.
Traditionsduell
In der erstklassigen Oberliga Nord von 1947 bis 1963 trafen unsere Störche insgesamt 28-mal auf Werder, letztmals am 22. April 1963 beim 5:3-Heimsieg der Bremer im heimischen Weserstadion. Am Sonnabend um 15.30 Uhr erlebt das Traditionsduell vor 42.000 Fans also eine echte Renaissance des alten Oberliga-Klassikers.