Störche verlieren Derby-Drama

FC St. Pauli – Holstein Kiel 3:2 (1:2)

Was für ein Drama! In der 89. Minute erzielte Christopher Avevor den Siegtreffer für den FC St. Pauli im Nord-Derby gegen die KSV Holstein. Die Störche hatten am Sonntagnachmittag vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor-Stadion einen frühen 0:1-Rückstand in eine verdiente 2:1-Führung verwandelt. Sie versäumten es allerdings, beste Gelegenheiten für den dritten Treffer zu nutzen und wurden dafür am Ende bitter bestraft.

Markus Anfang hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 2:2 gegen den FC Erzgebirge Aue auf drei Positionen verändert. Als Rechtsverteidiger kehrte der gesperrte Patrick Herrmann zurück. Im defensiven Mittelfeld übernahm Dominic Peitz für Alexander Mühling den Part des Abräumers, und auf dem linken Flügel begann Aaron Seydel für Steven Lewerenz.

Die Störche starteten gut in dieses Nord-Derby, kassierten aber aus heiterem Himmel das 0:1 durch Richard Neudecker. Ein Schuss von Aziz Bouhaddouz klatschte vom Pfosten zurück ins Spielfeld, direkt auf den Fuß des freistehenden Neudecker. KSV-Schlussmann Kenneth Kronholm hatte keine Abwehrchance.

Doch die Störche meldeten sich prompt zurück, nach einem Foul von Lasse Sobiech an David Kinsombi zeigte der Unparteiische Dr. Felix Brych sofort auf den Punkt. Bei der 1:3-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte Marvin Ducksch einen Elfmeter verschossen, diesmal übernahm Kingsley Schindler die Verantwortung und traf souverän zum 1:1 (14.). Und nur fünf Minuten später wurde für die Hamburger der Alptraum wahr: Der an die KSV ausgeliehene Stürmer Marvin Ducksch stocherte durch die Beine von Pauli-Keeper Robin Himmelmann das 2:1 für die Störche ins Netz.

Mit der Führung im Rücken spielte die KSV vor knapp 30.000 Zuschauern nun wie eine Heimelf auf. Dominant, zielstrebig und in der Defensive sehr stabil. Die Hausherren konnten sich bei dem überragenden Himmelmann bedanken, der unter anderem in der 33. Minute mit einem unglaublichen Reflex einen Ducksch-Schuss parierte.

Himmelmann war es auch, der in der zweiten Halbzeit ein 1:3 aus Hamburger Sicht verhinderte. Erst parierte er, nach starker Vorarbeit von Dominick Drexler, einen Herrmann-Schuss aus 20 Metern (50.). Acht Minuten später war er für Schindler das Stoppschild, dann zögerte Seydel zu lange, der das verwaiste Pauli-Tor mit einem Heber treffen wollte. Als er sich schließlich dazu entschlossen hatte, war Himmelmann längst wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgekehrt. Ein drittes Kieler Tor in dieser Phase wäre verdient gewesen und hätte womöglich das Nord-Derby bereits zu Gunsten der KSV entscheiden können. So aber raffte sich das Team von Markus Kauczinski noch einmal auf, drängte die KSV in die Defensive, ohne allerding vor dem Tor von Kronholm wirklich gefährlich aufzutauchen. Ein Storch aus der stabilen Viererkette brachte immer rechtzeitig einen Fuß zwischen Ball und Tor.

Die Schützlinge von Markus Anfang überließen den Hamburgern mehr und mehr die Spielgestaltung, setzten ihrerseits auf Konter. Einer hätte in der 72. Minute fast zum Erfolg geführt, aber Abwehrspieler Christopher Avevor lenkte in letzter Sekunde einen Schuss von Schindler noch über die Latte.

Quasi im Gegenzug machte es Neudecker besser, der Doppel-Torschütze hämmerte den Ball aus 16 Metern unhaltbar für Kronholm in die Maschen.

Vor mehr als 3000 Kieler Fans, die vor der Partie friedlich vom Hans-Albers-Platz zum Stadion marschiert waren und für eine großartige Unterstützung ihrer Mannschaft sorgten, schien das Derby auf eine gerechte Punkteilung zuzusteuern. Doch in der 89. Minute traf Avevor, nach einer Neudecker-Ecke, die Kieler ins Herz.

Trotz der Niederlage bleibt die KSV, für die Christopher Lenz nach monatelanger Verletzungspause noch sein Comeback gab, auch am 24. Spieltag Dritter der 2. Fußball-Bundesliga.

Spielinfo

FC St. Pauli: Himmelmann – Park, Sobiech, Avevor, Buballa – Nehrig (46. Flum), Dudziak – Sobota, Neudecker (90.+1 Ziereis) – Allagui (62. Schneider), Bouhaddouz. Trainer: Kauczinski
Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, J. van den Bergh – Peitz – Schindler, Kinsombi, Drexler, Seydel (66. Mühling) – Ducksch (85. Lenz). Trainer: Anfang
Schiedsrichter: Dr. Brych (München)
Tore: 1:0 Neudecker (11.), 1:1 Schindler (14., Foulelfmeter), 1:2 Ducksch (19.), 2:2 Neudecker (74.), 3:2 Avevor (89.)
Zuschauer: 29.546 (ausverkauft)

Diesen Artikel teilen

Facebook
Twitter