Spektakel zurück, Ergebnis ausbaufähig

Holstein Kiel – SSV Jahn Regensburg 1:1 (1:1)

Drittes Spiel im Jahr 2018, drittes Remis: Holstein hat sich nach 90 intensiven Minuten von Mitaufsteiger Jahn Regensburg 1:1-Unentschieden getrennt. Da beide Seiten viel investierten, mutig nach vorne spielten und jeweils viele Torchancen besaßen, geht das Ergebnis am Ende in Ordnung.

Markus Anfang veränderte seine Startformation im Vergleich zum Fürth-Spiel auf drei Positionen. Stammkeeper Kenneth Kronholm kehrte nach seinen überstandenen Problemen im linken Knie zurück zwischen die Pfosten. Zudem spielte der zuletzt gesperrte David Kinsombi für Atakan Karazor auf der Sechserposition und Toptorjäger Marvin Ducksch rückte eine Reihe nach hinten, um den gesperrten Dominick Drexler (5. Gelbe Karte) im zentralen Mittelfeld zu ersetzen. Aaron Seydel übernahm den Part der einzigen Sturmspitze.

Beide Mannschaften verzichteten auf großes Abtasten. Nach einem Foul an Steven Lewerenz legte sich Marvin Ducksch den Ball zurecht – und zirkelte den Freistoß aus 18 Metern perfekt über die Regensburger Mauer ins linke Eck zur frühen Führung (4.). Nach sieben Spielen ohne Treffer brach der KSV-Toptorjäger den Bann und löste zudem auch sein unter der Woche gemachtes Versprechen ein, dass er gegen den Jahn treffen würde. Die Gäste zeigten sich jedoch keineswegs geschockt und bewiesen immer wieder durch schnell und stringent vorgetragene Angriffe ihre starke Form. Es entwickelte sich trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt ein für die 9506 Zuschauer im Holstein-Stadion durchaus erwärmendes Hin und Her. Die beste Möglichkeit, die Führung auszubauen, vergab Lewerenz, als er nach einem Kieler Konter von Ducksch bedient wurde, den Ball aber aus 17 Metern knapp am linken Pfosten vorbeischob (18.). Doch auch die vor Selbstvertrauen strotzenden Oberpfälzer steckten nicht auf – und wurden für ihre Bemühungen belohnt. Nach einem Standard entstand im KSV-Strafraum kurzzeitig Unordnung, die Jahn-Knipser Marco Grüttner nutzte, indem er den Ball freistehend aus acht Metern ins linke untere Eck einschob (28.). Danach musste Holstein eine Druckphase des Jahn überstehen, in der Spezialist Marvin Knoll einen Freistoß ans rechte Lattenkreuz setzte (33.), ehe es mit einem 1:1 in die Kabinen ging.

Aus diesen kam Regensburg mit mehr Dampf, die erste Topchance gehörte aber den Gastgebern: Erneut wurde Lewerenz vor dem gegnerischen Sechzehner gefoult, erneut legte sich Ducksch den Ball zurecht. Aber dieses Mal konnte SSV-Torhüter Philipp Pentke den mit viel Effet getretenen Freistoß gerade noch entschärfen (55.). Kurz darauf brandete Jubel im weiten Rund auf, doch Kingsley Schindlers Treffer aus spitzem Winkel nach Duckschs Kopfballverlängerung zählte wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung des Flügelflitzers nicht (59.). Wie schon im ersten Durchgang hatten beide Teams weiterhin das Gaspedal voll durchgedrückt, sodass das voll mitgehende Publikum ebenso wie die Spieler auf dem Feld kaum zum Durchatmen kamen. Regensburg kombinierte sich mehrfach geschickt in Kiels Strafraum, doch zumeist war ein blau-weiß-rotes Abwehrbein dazwischen oder der wiedergenesene Kronholm war mit starken Paraden zur Stelle. Im Gegensatz zur ersten Hälfte gehörte nach der Pause den Störchen die hektische Schlussphase. Doch den letzten Hochkaräter der Hausherren entschärfte Jahn-Keeper Pentke, als er nach präziser Flanke des eingewechselten Amara Condé einen Schindler-Kopfball von der Linie kratzte (80.). Danach kamen beide Seiten aufgrund vieler im Mittelfeld geführter Zweikämpfe und dem einen oder anderen Fehlpass nicht mehr gefährlich vors gegnerische Gehäuse, sodass das Halbzeit- auch das Endergebnis war.

Stimmen nach dem Spiel

Kenneth Kronholm: Das Ergebnis geht in Ordnung. Der Jahn hat uns das Leben richtig schwer gemacht. Sie waren taktisch sehr gut eingestellt. Trotzdem haben wir gegen diese konterstarke Mannschaft dagegengehalten. Ein Punkt ist okay.

Ralf Becker: Unterm Strich ist es ein gerechtes Unentschieden. Der Gegner hat sich hier wahnsinnig stark präsentiert.

David Kinsombi: Ich gehe mit gemischten Gefühlen aus dem Spiel. Wir sind sehr gut ins Spiel gekommen. Marvin (Ducksch, Anm. d. Red.) hat sich mit einem Tor für seine geile Arbeit belohnt, die er die letzten Wochen für die Mannschaft geleistet hat. Regensburg hat es durch einen Standard geschafft, den Ausgleich zu erzielen. Wir hatten dennoch genügend Chancen, das Spiel noch auf unsere Seite umzubiegen. Wir müssen uns nach diesem kampfbetonten Spiel mit dem Punkt zufrieden geben.

Alexander Mühling: Es war ein wildes Hin und Her. Regensburg hat gut dagegengehalten und stark nach vorne gespielt. Wir haben es ähnlich gemacht. Wir hätten einen oder zwei Angriffe konsequenter zuende gespielt müssen. Dann hätten wir uns belohnen können. Andererseits hatte Regensburg auch seine Angriffe und Torchancen. Von daher ist es ein gerechtes Unentschieden.

Achim Beierlorzer: Es war ein tolles Zweitligaspiel mit einer hohen Intensität. Wir sind schlecht ins Spiel gestartet und mussten nach Duckschs wunderschönem Freistoßtreffer einem Rückstand hinterherlaufen. Mit welchem Druck meine Mannschaft das dann aber gemacht hat, hat mich begeistert. Wir haben verdient den Ausgleich gemacht und uns dieses 1:1 auch redlich verdient. In der zweiten Halbzeit hatten beide Seiten ein offenes Visier und haben einen intensiven Fight abgeliefert. Wie sich alle auf dem Feld verausgabt haben, hat Spaß gemacht beim Zusehen. Das macht Fußball aus. Wir haben den Punkt hochverdient mitgenommen. Beide Mannschaften wollten diesen Sieg mit aller Macht. Dass zwei Aufsteiger so unterwegs sind, finde ich klasse.

Markus Anfang: Insgesamt war es ein sehr intensives Spiel. Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben aber nach und nach die Spielanteile abgegeben. Regensburg war in dieser Phase die klar bessere Mannschaft. Wir hatten viele kleine Fehler in unserem Spiel. Wir haben an Spielfluss verloren, während es Regensburg richtig gut gemacht hat und uns vor Probleme gestellt. Es war ein Mentalitätsspiel. Es war manchmal ein wenig hektisch, aber nie unfair. Wir haben nochmal versucht, alles nach vorne zu werfen. Regensburg hatte bis auf einen Schuss keine großen echten Torchancen. Nicht alle Spieler waren bei uns heute auf Topniveau, haben aber dennoch alle gekämpft. Beide Mannschaften haben sich den Punkt redlich verdient.

Spielinfo

Holstein Kiel: Kronholm – Herrmann, Schmidt, Czichos, van den Bergh – Kinsombi – Schindler, Mühling (71. Peitz), Ducksch, Lewerenz (77. Condé) – Seydel (87. Weilandt). Trainer: Anfang.
SSV Jahn Regensburg: Pentke – Saller, Nachreiner, Knoll, Hofrath – Gimber (77. Sörensen), Lais – George (82. Stolze), Mees (85. Nietfeld), Adamyan – Grüttner. Trainer: Beierlorzer.
Schiedsrichter: Dr. Thomsen (Kleve)
Tore: 1:0 Ducksch (4.), 1:1 Grüttner (28.)
Zuschauer: 9.506 im Holstein-Stadion

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