Hertha BSC harte Nuss für Holstein –
Berliner Talentschuppen für Überraschungen gut
3 Spiele, 7 Punkte und Platz 5 – Holstein Kiel hat in der Fußball-Regionalliga Nord den besten Saisonstart seit dem Wiederaufstieg im Jahre 2001 hingelegt. Garant für den Kieler Aufschwung war dabei vor allem KSV-Keeper Simon Henzler, dem zuletzt in Leverkusen das einzigartige Kunststück gelang, binnen 60 Sekunden 2 Foulelfmeter zu entschärfen. Nun wollen die „Störche“ nachlegen und am Samstag um 14.00 Uhr die Bundesliga-Reserve von Hertha BSC Berlin in die Knie zwingen. Doch die Erinnerungen an die Herthaner sind nur zum Teil positiver Natur.
Zum zweiten Mal nach dem Aufstieg 2004 gastiert die Reserve von Hertha BSC
Berlin im Holstein-Stadion und deren Bilanz ist hier besser als die der
Profis. Während die Hertha-Stars nämlich bei zwei Auftritten in Kiel zweimal
verloren (1:2 in der 2. Liga, 1:4 im Elfmeterschießen im DFB-Pokal),
gewannen die Youngster von Trainer Karsten Heine im vergangenen Jahr mit 2:1
an der Förde. Wer sich an dieses Spiel erinnert, braucht nicht den Blick auf
die Tabelle, um sich der Stärke der Herthaner bewusst zu werden. Damals
spielten die Berliner nach einem Rückstand hervorragend auf.
Die heutige Mannschaft ist sicher nicht schwächer geworden. Nachdem in der
vergangenen Saison gerade noch so der Klassenerhalt gesichert wurde, können
die Herthaner, in deren Kader einzig die Ex-Profis Andreas Schmidt und Ante
Covic älter als 23 Jahre sind, auf deutlich mehr Erfahrung zurückgreifen. An
Talent mangelt es ohnehin nicht. Allein vier Berliner (Pascal Bieler, Kevin
Boateng, Ashkan Dejagah, Robert Müller) nahmen zuletzt mit der DFB-Auswahl
an der U-19-Europameisterschaft in den Niederlanden teil, mindestens die
Hälfte des Kaders hat bereits Berufungen in den verschiedenen
U-Nationalmannschaften des DFB hinter sich. Und zahlreiche der Herthaner
sammeln bereits Erfahrung im Profi-Kader der Berliner. So rückten in dieser
Saison Pascal Bieler, Christopher Samba und Kevin Boateng in den
Trainingskader der Bundesliga-Mannschaft auf. Die wirklichen Abgänge im
Kader der Berliner waren im Sommer fast sämtlich Oldies bzw. Akteure, die
keine Perspektive mehr für den Profibereich besaßen. So beendeten Sven
Kretschmer und Olaf Kapagiannidis ihre Karriere, Stefan Schumann (Chemnitz)
und Stephan Schmidt (Tennis Borussia) wechselten.
Umgekehrt rekrutierten sich die Neuzugänge bei den Berlinern auch
ausschließlich aus dem eigenen Bereich. Von “oben“ kam Andreas Schmidt
endgültig hinzu, nachdem das Hertha-Urgestein bereits seine letzte
Profi-Saison fast ausschließlich in der Regionalliga-Elf verbracht hatte.
Zudem rückte gleich eine Handvoll Akteure aus der A-Jugend-Mannschaft der
Berliner auf. Die hatte im Vorjahr ihre Klasse bewiesen, indem sie überlegen
die Meisterschaft in der A-Jugend-Bundesliga Nord gewonnen hatte und das,
obwohl Jahr für Jahr bereits die größten Talente schon im A-Jugend-Alter in
den Amateur- bzw. sogar den Profi-Kader aufrücken. So gehören schon jetzt
sieben A-Jugendliche regelmäßig zum (Trainings-)Kader der Mannschaft von
Trainer Karsten Heine.
Bei allen positiven Voraussetzungen war es da schon verwunderlich, wie die Berliner nach dem Traumstart mit zwei Siegen ohne Selbstvertrauen am vergangenen Wochenende im überraschenden Spitzenspiel gegen Aufsteiger Carl Zeiss Jena agierten. Kein Wunder, dass Trainer Karsten Heine nach der 1:3-Heimniederlage von ‚der schlechtesten Leistung‘ seit langer Zeit sprach: ‚Wir müssen das Spiel schnell abhaken und schnell wieder nach vorne schauen.‘
Holstein geht als Favorit in die Partie, zeigte doch die Formkurve zuletzt deutlich nach oben. Die Mannschaftsteile finden immer besser zueinander und die im Vorjahr löchrige Abwehr war in Leverkusen vor allem in der zweiten Hälfte ein Bollwerk. Und so langsam komplettiert sich auch der Kader von Trainer Neubarth wieder. Nach Sperre und Rückenproblemen rückt erstmalig Neuzugang Hennning Grieneisen in den Kader der KSV. Frank Neubarth hält große Stücke auf den Ex-Bielefelder, der seine Chance sicherlich sehr bald bekommen dürfte. Ferner stehen die zuletzt angeschlagenen Sven Boy und Thorsten Rohwer seit Dienstag wieder im Mannschaftstraining – ein Einsatz gegen Hertha käme allerdings für beide noch zu früh – und der US-Amerikaner Ryan Coiner wird voraussichtlich wieder von Beginn an auf dem Rasen des Holsten-Stadions stehen. Mit einem Sieg gegen Hertha dürfte die Euphorie an der Förde vor dem DFB-Pokalspiel gegen Unterhaching (Freitag 19. August 19.00 Uhr) weiter steigen.
(pn/cj)