Der tragische Held vom Kiez

Interview mit Holsteins Torwarttrainer Patrik Borger

Gleich drei Torhüter arbeiteten in der jüngeren Vergangenheit sowohl für den FC St. Pauli als auch die KSV Holstein. Abgesehen vom derzeitigen Schalker Torwarttrainer Simon Henzler standen auch Holsteins heutiger Chefscout Carsten Wehlmann und Torwarttrainer Patrik Borger bei den Hamburgern zwischen den Pfosten. Über seine Erinnerungen an der Hamburger Amüsiermeile berichtet Patrik Borger anlässlich des Duells Blau-Weiß-Rot gegen Braun-Weiß im Gespräch mit dem Holstein Magazin.

Was verbindest Du heute rückblickend mit dem FC St. Pauli? Die vier Jahre von 2006 bis 2010 waren während meiner aktiven Karriere sicherlich die schönsten und erfolgreichsten Jahre. Eine tolle Zeit! Ich kenne zwar auch heute noch einige aus dem Umfeld, aber zur Mannschaft habe ich keine Verbindungen mehr. Mein damaliger Torwartkollege Mathias Hain ist heute bei St. Pauli Torwarttrainer. Ich freue mich schon auf das Wiedersehen.

Bist Du aufgeregt vor der kommenden Partie? Ich freue mich natürlich auf die Spiele gegen den FC St. Pauli, vor allem auch auswärts vor der Riesenkulisse. Eigentlich bin ich aber nicht so emotional, dass mich das allzu sehr bewegt. Auch wenn St. Pauli meine große Liebe war, bin ich heute Holsteiner. Kiel ist schließlich meine Heimatstadt!

An welche Spiele im St. Pauli-Tor erinnerst Du Dich besonders? Da muss ich sicherlich das DFB-Pokal-Spiel gegen Bayern München im September 2006 und das entscheidende Spiel um den Zweitliga-Aufstieg gegen Dresden im Mai 2007 nennen. Gegen Bayern haben wir damals echt ein tolles Spiel abgeliefert, dann gerieten wir durch einen Patzer von mir in der Verlängerung auf die Verliererstraße. Eine Hereingabe von Lahm habe ich mir irgendwie selber ins Tor gedrückt. Das war natürlich etwas tragisch. Nach 90 Minuten hatte es nach den Toren von Schultz und Podolski noch 1:1 gestanden. Ich glaube die reguläre Spielzeit waren die meine besten Minuten überhaupt von mir. Dann durften wir aber am Ende der Saison den Zweitliga-Aufstieg feiern. Gegen Dresden genügte uns daheim am vorletzten Spieltag ein 2:2. Auf der eigens abgesperrten Reeperbahn feierten uns danach rund 40.000 Fans. Das war natürlich phänomenal.

Auch den Erstliga-Aufstieg 2010 hast Du zum Abschied noch miterleben dürfen… … auch wenn ich da schon verletzt war. Ich habe mir 2010 einen Knorpelschaden eingehandelt, das bedeutete gleichzeitig mein Aus im Profifußball. Aber die Feierlichkeiten und das ganz Drumherum habe ich natürlich noch voll miterlebt. Und ich hatte das Glück, dass ich nach Saisonende noch einmal für fünf Minuten in einen Freundschaftsspiel gegen Celtic Glasgow zwischen den St. Pauli-Pfosten stehen durfte. Ich hatte dadurch einen richtig guten Abschied.

Jetzt bist Du mit Holstein Kiel als Torwarttrainer zurück in der 2. Bundesliga, wie nimmst Du das alles wahr? Ich glaube, Kiel hat sich das sehr verdient, und natürlich auch die Mannschaft und das ganze Umfeld. Nach so vielen Jahren die Rückkehr in die Zweitklassigkeit feiern zu dürfen, das ist etwas ganz Besonderes. Und in den vollen Stadien zu stehen und die Atmosphäre mitzubekommen, das ist schon großartig.

Vielen Dank für das Gespräch, Patrik!

Patrik Borger (geb. 19. Januar 1979 in Kiel) spielte bei Fortuna Stampe, TSV Kronshagen und dem Suchsdorfer SV, von Juli 2000 bis Juni 2003 beim TSV Altenholz, um anschließend bis Juni 2005 beim VfR Neumünster in der Regionalliga Nord das Tor zu hüten. Der 197 cm große Torwart wechselte anschließend zum FC St. Pauli. In der Regionalliga-Nord-Saison 2006/07 stieg Borger, nachdem er in 17 Spielen ohne Gegentreffer blieb, mit dem FC St. Pauli in die 2. Fußball-Bundesliga auf. Insgesamt 57 Mal trug er das Trikot der 1. Mannschaft. 2010 verließ er Hamburg. Letztmalig stand Borger 2011 für den TSV Schilksee zwischen den Pfosten. Seit 2013 arbeitet Patrik Borger als Torwarttrainer für die KSV Holstein.

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