FC St. Pauli – Holstein Kiel 2:0 (1:0)

St. Pauli Sieger im Nordderby /

Fotos vom Spiel im Bildarchiv

Die Kieler Störche schweben in der Fußball-Regionalliga Nord weiter in Abstiegsgefahr. Beim Aufstiegsanwärter FC St. Pauli setzte es vor 15.300 Zuschauern im ausverkauften Millerntor eine verdiente 2:0-Niederlage für die Mannschaft von Peter Vollmann, die somit weiter auf dem 14. Tabellenplatz rangiert. Die Tore für die Kiez-Elf erzielten der ehemalige Kieler Timo Schultz (35.) sowie Ahmet Kuru (75.) mit seinem ersten Treffer für die Hamburger.

„Der Sieg für St. Pauli ist verdient, wir haben uns in der Defensive heute nicht entscheidend in Szene setzen können“, haderte KSV-Coach Peter Vollmann nach dem Schlusspfiff der kämpferisch geführten Nordderbys mit den Schwächen seiner Verteidigung. Die individuellen Fehler, die Nachlässigkeiten im Zweikampfverhalten sowie die mangelnde Durchschlagskraft in der Offensive konnte Holstein zu keinem Zeitpunkt ausgleichen. Zu allem Überfluss verloren die Störche zwischen der 12. und 51. Spielminute Torhüter Simon Henzler (Innenband), Jan Sandmann (Adduktorenverletzung) und Hüseyin Dogan (Muskelfaserriss) mit zum Teil schweren Verletzungen. Doch an Henzler-Vertreter Adrian Horn lag es nicht, dass die Kieler eine Minute nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Sandmann in Rückstand gingen. Bei einer scharfen Hereingabe von der linken Seite durch den Hamburger Florian Bruns (35.) ging Christian Jürgensen gegen den gut postierten Timo Schultz nicht konsequent genug zur Sache und der Ex-Kieler staubte aus fünf Metern zum 1:0 für die Stanislawski-Elf ab. Sechs Minuten zuvor hatte die KSV noch Dusel, als Fabian Boll per Kopf aus fünf Metern freistehend an dem herausstürzenden Horn scheiterte. Holstein hatte im ersten Durchgang kaum etwas entgegenzusetzen. Einzig der satte 16-m-Schuss von Dmitrijus Guscinas auf Kopfball-Vorarbeit von Pavel Dobry machte den rund 2000 Kieler Schlachtenbummlern in der 7. Minute Hoffnung, doch auch diese einzige Möglichkeit der KSV im ersten Durchgang entschärfte St. Pauli-Schlussmann Patrik Borger souverän.

Nach dem Wechsel war die Vollmann-Elf durchaus bemüht, doch noch einmal ins Spiel zurück zu kehren, doch in des Gegners Strafraum herrschte pure Harmlosigkeit. Ganz anders der FC St. Pauli. Nach einer zwanzigminütigen Besinnungsphase zu Beginn des zweiten Durchgangs drehten die Platzherren wieder auf und suchten vehement die Entscheidung. In der 65. Minute konnte Adrian Horn mit einer tollen Parade gegen den aufgerückten Ahmet Kuru noch parieren, doch in der 75. Minute musste der Kieler Schlussmann abermals hinter sich greifen. Einen kapitalen Schnitzer von Matthias Hummel im Mittelfeld nutzte Kuru eiskalt aus, entriss dem Kieler das Leder, eilte auf das Kieler Tor zu und traf zur Entscheidung.

„Neben den wichtigen Punkten haben wir heute auch noch drei Stammspieler verloren, die uns im Abstiegskampf wohl nicht mehr zur Verfügung stehen werden“, zog Holstein-Trainer nach der Niederlage eine bittere Miene. Der Vorsprung der Kieler Störche auf die Abstiegsplätze ist nach der Niederlage am Millerntor auf vier Punkte geschmolzen. Am kommenden Sonnabend um 14.00 Uhr erwartet die KSV den Hamburger SV II im Holstein-Stadion. (Patrick Nawe)

St. Pauli: Borger – Lechner, Morena, Eger, Rothenbach – Braun, Schultz (82. Mazingu-Dinzey), Boll, Bruns (66. Sako)- Meggle – Stendel (46. Kuru)

Holstein Kiel: Henzler (12. Horn) – Boy, Hasse, Jürgensen – Sandmann (34. Dogan/51. Spasskov), Hummel, Rohwer – Bartels, Hauswald – Guscinas, Dobry

Tore: 1:0 Schultz (35.), 2:0 Kuru (75.)

Schiedsrichter: Lupp (Zossen) Zuschauer: 15300

Stimmen zum Spiel –>

Simon Henzler (Holstein Kiel): St. Pauli hat von Beginn an Druck auf unser Tor ausgeübt. Natürlich war uns allen schon vor dem Spiel klar, dass es am Millerntor sehr schwierig für uns wird. Wir hätten uns zudem mehr Torchancen herausarbeiten müssen. Bei meiner Verletzung bin ich einfach nach einer Flanke blöd auf dem Rasen aufgekommen.

Holger Stanislawski (Trainer FC St. Pauli): Ich freue mich sehr über die drei Punkte, auch wenn ich mit den Nachlässigkeiten meiner Mannschaft in der zweiten Halbzeit nicht einverstanden sein kann. Wir haben zahlreiche Torchancen ausgelassen und so etwas kann auch mal nach hinten losgehen. Nur das 1:0 zu verwalten, das war mir zu wenig. Wer nach 45 Minuten die Liegestühle herausholt und sich sonnt, der kann in der Spitze der Liga nicht bestehen.

Peter Vollmann (Trainer Holstein Kiel): Wir hatten nur in der zweiten Halbzeit für zwanzig Minuten Luft, dann haben wir uns durch einen individuellen Fehler endgültig unserer Chancen beraubt. Für uns ist es sehr schlecht, dass mit Henzler, Dogan und Sandmann nun wohl drei Spieler bis zum Saisonende ausfallen werden. Wir müssen jetzt sehen, dass wir so schnell wie möglich punkten.

Jan Sandmann (Holstein Kiel): St. Pauli hat uns von Anfang an unter Druck gesetzt. Wir hatten uns eigentlich darauf eingestellt, aber umsetzen konnten wir davon leider nicht viel. Wir haben in sehr ungünstigen Momenten die Gegentore gefangen und die Hamburger haben mit viel Power bis zum Ende voll durchgezogen.

Ahmet Kuru (FC St. Pauli): Die Erwartungen bei St. Pauli sind immer sehr hoch. Ich bin froh, dass ich heute endlich einmal treffen konnte. Wichtiger sind natürlich die drei Punkte und unsere gute Tabellensituation. Wenn nicht jetzt, wann sollen wir denn dann den Sprung nach oben schaffen? Die Konkurrenz ist aus dem Tritt. Wenn wir jetzt auch noch bei Auswärtsspielen Konstanz entwickeln, dann können wir unser großes Ziel erreichen.

Patrick Borger (Torwart FC St. Pauli): Wir haben mit dem 2:0 Holsteins Willen gebrochen. Die Kieler hatten zwar Möglichkeiten, aber etwas Hundertprozentiges war nicht dabei.

Aus Hamburg berichten Patrick Nawe und Sven Hornung

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