Kieler Matrose und Weltmeister

Ex-Storch und 54er Weltmeister Ottmar Walter als junger Kieler Matrose

Vor 70 Jahren feierte der deutsche Fußball das Wunder von Bern

Heute vor genau 70 Jahren feierte ganz Deutschland das Wunder von Bern, denn durch einen nie für möglich gehaltenen 3:2-Erfolg gegen die damals schier unbesiegbare Elf von Ungarn, holte die Nationalmannschaft den Weltmeistertitel. Mit dabei auch der gebürtige Kaiserslauterer Ottmar Walter, der ein Jahrzehnt zuvor im Trikot von Holstein Kiel erstmals für Furore sorgte.

Nasse Augen

„Wenn meine Frau ruft, da kommt was im Fernsehen von Bern, da werden mir die Augen schon nass“, beschrieb der jüngere Bruder von Fritz Walter noch viele Jahre später nach dem Gewinn des WM-Titels seine Gefühlsregungen, wenn er an das Finale von Bern erinnert wurde. „Ottes“, wie er von allen genannt wurde, war zwar überaus bescheiden, aber dennoch ein Mann der Emotionen.

DM-Endrunde mit Holstein

Bereits als 18-Jähriger hatte Ottmar an der Seite seines Bruders Fritz mit den Roten Teufeln seinen ersten Meistertitel gefeiert, dann zog es den talentierten Vollblutstürmer in Richtung Norden. Als Freiwilliger war Walter von Juli 1942 bis zur Kapitulation 1945 Angehöriger der Kriegsmarine. Eine seiner Stationen war der Marine-Stützpunkt in Kiel-Wik. Schnell entstand ein Kontakt zur KSV Holstein und am 28. März 1943 stürmte Walter beim 10:1-Freundschaftsspielerfolg über den FC St. Pauli erstmals für die Störche. In der folgenden Endrunde um die Deutsche Meisterschaft 1943 belegte Ottmar Walter am Ende mit Holstein Kiel den 3. Platz. In der Zwischenrunde ragte Walter beim sensationellen 4:1-Erfolg gegen Titelverteidiger Schalke 04 heraus und landete postwendend im Notizbuch von Sepp Herberger.

Der junge Ottmar Walter vor dem Spiel um Platz 3 der deutschen Meisterschaft 1943

Kriegsverletzung und WM-Titel

Während eines Gefechts im Ärmelkanal verletzte sich Ottmar Walter durch drei Granatsplitter am rechten Knie, weshalb ihm Ärzte Sportinvalidität diagnostizierten, was sich später als falsch erwies. Die nächste Zeit verbrachte Walter in englischer und amerikanischer Gefangenschaft und kehrte dann nach Kaiserslautern zurück. Die schwere Verwundung beeinträchtigte Ottmar Walter nach Kriegsende erheblich, dennoch avancierte er zu einem der erfolgreichsten Offensivspieler der deutschen Fußball-Geschichte. Zehn Jahre nach seinem Abschied aus dem hohen Norden traf er in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft noch zweimal auf die Kieler Störche, im Jahr darauf wurde er Fußball-Weltmeister. Die Verbindungen nach Kiel rissen bis zu seinem Tod am 16. Juni 2013 nie ab. Im Vereinsarchiv der KSV Holstein befinden sich freundschaftliche Briefe und zahlreiche Fotos von Ottmar Walters Besuchen an der Förde.

Die Brüder Fritz und Ottmar Walter

70 Jahre Wunder von Bern

Der Sieg in Bern wurde für den deutschen Fußball von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer mehr zum Mythos. Er überhöhte Spieler wie Helmut Rahn, Fritz Walter oder Schlussmann Toni Turek.  Ottmar Walter blieb eher im Hintergrund, er war noch bescheidener als sein Bruder. Ottmar war stets bewusst, dass der König im Schach gute Läufer, Springer und Bauern benötigt, die ihn beschützen. Der König war sein Bruder Fritz. Dieser Hierarchie ordnete Ottmar Walter sich unter. Bedingungslos bis zur Opferbereitschaft seines früh geschundenen Körpers. Und so wurde er zur Legende. Einen Tag vor dem EM-Viertelfinale gegen Spanien gedenkt Fußball-Deutschland dem Wunder von Bern.

Originale Eintrittskarte vom Wunder von Bern im Museum des 1. FC Kaiserslautern
Signiertes Portrait von Ottmar Walter im DFB Trikot

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