Marco Komenda ist eine echte Konstante bei unseren Störchen. Dabei war der Weg des Abwehrspielers in die Bundesliga alles andere als gewöhnlich.
Wenn über Marco Komenda gesprochen und berichtet wird, dann fallen Ausdrücke wie „unaufgeregt“, „still“, „verlässlich“ und „solide“. Und in der Tat: Im Störche-Umfeld gibt es wohl niemanden, der diese Adjektive nicht bestätigen würde. Doch der 28-Jährige ist weit mehr als das: Komenda wird von seinen Mitspielern geschätzt und auch das Trainerteam rund um Marcel Rapp hält große Stücke auf ihn. Positiv sieht Rapp die sportlichen Vorzüge und die Konstanz des Innenverteidigers, der auch auf der linken Seite eingesetzt werden kann: „Bei ihm weiß man immer, was man kriegt.“ Doch auch die menschliche Komponente stellt der Cheftrainer heraus: „Alle lieben Marco, er ist ein feiner Kerl und ein echtes Aushängeschild.“


Komenda selbst freut sich über derartigen Zuspruch: „Das ist einfach meine Art, in jeder Mannschaft, in der ich war, kam ich mit allen gut zurecht.“ Der Deutsch-Kroate beschreibt sich selbst als umgänglich: „Wenn ich gegenüber einem Mitspieler mal lauter werde, dauert es meist nur wenige Augenblicke, bis wir wieder gemeinsam lachen können.“
Komenda kämpfte sich in die Startelf
Viel zu lachen hat der gebürtige Darmstädter aktuell auch aufgrund seiner Rolle im Team. Nach einer durchwachsenen Hinrunde, in der Komenda zwischen Startelf, Bank und Tribüne pendelte, ist er seit Ende Januar gesetzt. Dabei dürfte es Komenda, der 2020 vom SV Meppen an die Förde wechselte, ein bisschen wie eine ironische Fügung des Schicksals vorkommen: Auch wegen mehrerer Verletzungen im Defensivverbund von Holstein rückte Komenda wieder in die Startelf. Dabei war es in den Jahren seit seiner Ankunft in Kiel oft andersherum. Ein Mittelfußbruch setzte Komenda zu Beginn der Saison 2021/22 außer Gefecht, ein Jahr später verpasste er den Saisonstart wegen eines Sehnenrisses an den Adduktoren.


Seit diesen Langzeitausfällen ist der Innenverteidiger fit und sammelt in der laufenden Spielzeit fleißig Minuten in der Bundesliga. „Als ich in der Hinrunde nicht so viele Einsätze hatte, habe ich weiter hart gearbeitet. Denn ich wusste: Ein Spiel kann alles ändern“, erinnert sich Komenda. Er sollte recht behalten. Beim fulminanten 5:1-Heimsieg gegen den FC Augsburg stand der 28-Jährige in der Startelf – und überzeugte. In den vergangenen zwölf Partien spielte der Innenverteidiger daraufhin elfmal von Anfang an, nur einmal musste er wegen eines Infekts passen. „Er hat eine gute Geschwindigkeit und ein ordentliches Passspiel. Er ist sehr wichtig für uns, weil er weiß, wie wir Fußball spielen wollen“, sagte Marcel Rapp jüngst über seinen Spieler mit der Rückennummer drei.
Dass es Komenda zum Bundesligaspieler schaffen würde, war lange Zeit nicht abzusehen. Sukzessive arbeitete sich der Defensivmann nach oben. Aus der Jugend des SV Darmstadt 98 schaffte er zunächst nicht den Sprung zu den Profis: „Ich war einfach noch nicht so weit und eine zweite Mannschaft gab es nicht.“
Viel Einsatz für den Traum vom Profifußball
Mit einem Wechsel zum Oberligisten Sportfreunde Siegen hielt er an seinem Traum fest, Profi zu werden: „Ich bin jeden Tag 140 Kilometer nach Siegen und wieder zurückgefahren. Um 14 Uhr verließ ich das Haus und war meist erst gegen 21 Uhr zurück.“ Doch nicht nur die Pendelei beanspruchte den jungen Komenda, mit einem Nebenjob in einer Tankstelle verdiente er sich zweimal die Woche etwas dazu: „Ich habe freitags immer bis Mitternacht gearbeitet, obwohl ich am nächsten Tag manchmal um fünf Uhr aufstehen musste, weil ein Auswärtsspiel anstand.“ Mit elf Torbeteiligungen hatte der damals 19-Jährige einen großen Anteil am Regionalliga-Aufstieg der Sportfreunde. „Ich habe zu meinen Eltern damals gesagt: Dieses eine Jahr probiere ich es noch mit dem Fußball.“ Es sollte sich als gute Entscheidung herausstellen.



Nach der Saison verließ Komenda seine hessische Heimat und wechselte zur U23 von Borussia Mönchengladbach. 60-mal kam er in der Regionalliga West zum Einsatz und überzeugte so den Drittligisten SV Meppen von seinen Qualitäten. „Gladbachs Nachwuchskoordinator Roland Virkus hat mir mit Nachdruck zu dem Transfer geraten, dafür bin ich ihm bis heute sehr dankbar“. Der Schritt erwies sich als genau richtig. In Meppen fasste Komenda sofort Fuß und avancierte zum Stammspieler. Zudem setzte Trainer Christian Neidhart ihn erstmals dauerhaft in der Innenverteidigung ein: „Der Positionswechsel hat mir gutgetan, da ich insgesamt eher defensiv denke und vielleicht nicht den größten Offensivdrang habe.“ Den SVM verließ er nach zwei Saisons in Richtung 2. Liga zu unseren Störchen: „Er passt in unser Anforderungsprofil, hat ein gutes Stellungsspiel, gutes Timing in der Luft und einen geordneten Spielaufbau“ sagte Holsteins damaliger Geschäftsführer Sport, Uwe Stöver, zu der Verpflichtung Komendas.


Seine erste Saison im KSV-Trikot hielt einige Highlights bereit: Sowohl beim historischen Pokalsieg gegen den großen FC Bayern München (8:7 n.E.) als auch in der überraschend erreichten Aufstiegsrelegation zur Bundesliga kam Komenda zum Einsatz. Dort mussten sich unsere Störche jedoch nach einer 1:5-Niederlage im Rückspiel dem 1. FC Köln geschlagen geben: „Der Nichtaufstieg war für mich damals sehr hart. Ich dachte, dass so eine Chance vielleicht nie wieder kommt“, sagt Komenda.

Doch anders als erwartet eröffnete sich nur drei Jahre später erneut die Chance, in die Bundesliga aufzusteigen. Im entscheidenden Spiel gegen Fortuna Düsseldorf musste Komenda allerdings verletzt passen. Zwar fehlte er auf dem Rasen, zusammen mit dem ebenfalls verletzten Finn Porath mischte er sich jedoch unter die Holstein-Anhänger und nahm am großen Fanmarsch durch Kiel teil. In der ersten Halbzeit unterstützten die beiden Profis ihre Teamkollegen aus dem Fanblock heraus, die Schlussphase verbrachten sie jedoch in der Kabine – die Aufregung war zu groß. „Das waren die längsten 20 Minuten meines Lebens“, erinnert sich Komenda, der sich in der Nachspielzeit vor Aufregung die Ohren zuhielt. Mit dem Schlusspfiff war die Freude dann allerdings umso größer:
Der historische Erfolg wurde in der ganzen Stadt gefeiert und Komenda war als Teil der von Timo Becker ernannten „Party-Champions-League“, zu der auch Ex-Storch Joshua Mees gehörte, bei den Feierlichkeiten ganz vorne mit dabei. „Ich habe seit meiner Jugend das Feiern im Blut. Mit Frau und Kind ist das inzwischen natürlich anders“, sagt der Familienvater mit einem Lachen.


Mit Ablauf der Saison ist Komenda seit fünf Jahren in Kiel. Stadt und Verein sind für ihn ein „zweites Zuhause“ geworden. In der Mannschaft hat er mit Torwart Thomas Dähne einen „Freund fürs Leben“ gefunden, darüber hinaus geht er mit Teamkollegen regelmäßig angeln.
Die aktuelle sportliche Situation ist für den langjährigen Störche-Profi eine Extra-Motivation: „Es motiviert mich, wenn uns Leute abschreiben und sagen, der Klassenerhalt sei unmöglich. Schließlich war es bis vor kurzem auch undenkbar, dass eine Mannschaft aus Schleswig-Holstein überhaupt in der Bundesliga spielt – und trotzdem haben wir es geschafft.“ Sich gegen Widrigkeiten durchzusetzen und unbeirrt seinen Traum zu verfolgen, dafür steht kaum ein anderer Bundesligaprofi so gut wie Marco Komenda. „Jetzt erst recht“, lautet schon seit jeher sein Motto, wie der 28-Jährige sagt. Ein Motto, das auch für den Saisonendspurt unserer Störche kaum passender sein könnte.