Der Landwirt und echte Holsteiner Hartwig Rodde wurde nur 60 Jahre alt.
Die Kieler Sportvereinigung trauert um ihren jahrzehntelangen Fan, den Landwirt und Jubiläums-Buchautoren Hartwig Rodde.
Als die KSV Holstein in der Rückrunde der Saison 77/78 als eine bessere Junioren-Mannschaft in der drittklassigen Amateuroberliga die Gegner in Grund und Boden spielte, eine unglaubliche Fußball-Euphorie auslöste und unter Trainer Gerd Koll mit dem genialen Sturmduo Axel Möller und Immo Stelzer an das Tor zur 2. Liga Nord klopfte, da hissten die Kieler Fans auf der Gegengeraden ein bis heute legendäres Banner. In Anlehnung an den damaligen Weltfußballer Kevin Keegan feierten die KSV-Anhänger ihre Helden: „Wir brauchen keinen Keegan – mit Axel und Immo werden wir siegen“. Einen der beiden Halter für das Banner reckten damals die beiden Zwillingsbrüder Hartwig und Carsten Rodde aus Dänischenhagen in die Höhe. Am 3. Dezember hat uns Hartwig im Alter von 60 Jahren für immer verlassen.
Seit Mitte der 70er Jahre war Hartwig Rodde ständiger Besucher auf dem Holsteinplatz, seit 1985 arbeitete er auf dem väterlichen Hof und übernahm 2001 von seinem Vater Erhard das Gut Neu Bülk zwischen Dänischenhagen und Strande, das sich seit 1931 im Familienbesitz befindet. Vor allem in der sportlichen Schwächephase der Störche in den 80er und 90er Jahren stand Hartwig wie kein Zweiter hinter seiner KSV und hatte unzählige Geschichten und Anekdoten aus dem blau-weiß-roten Nähkästchen parat. Nicht ohne Grund holte ihn Holsteins langjähriger Mitarbeiter Patrick Nawe für das Buchprojekt „125 Jahre Holstein Kiel“ als Mitautoren ins Boot. Club-Historiker Nawe berichtet: „Während der Corona-Pandemie haben wir zusammen häufig bei ihm auf den Feldern Steine gesammelt, das war ja trotz der Ausgangssperre erlaubt. Bauernhof statt Bochum war damals unser Motto. Dort auf den Feldern reifte die Idee für unser gemeinsames Projekt. Bei Hartwig auf Gut Bülk schien die Welt noch in Ordnung. Vor allem hat er hat wertvolle Impulse für unser Projekt geliefert. Meinem Bruder Norman war Hartwig viele Jahre ein guter Freund.“
Viele Weggefährten erinnern sich
Zahlreiche Wegbegleiter von Hartwig meldeten sich in der vergangenen Woche, wollten die traurige Nachricht kaum wahrhaben und hatten das Bedürfnis, ihre Erinnerungen an Hartwig zu teilen. „Es gab wenige, die einen so ausgewogenen, gutmütigen und liebevollen Charakter besaßen wie Hartwig“, erinnert sich Carsten Nemitz, Top-Torjäger der Kieler Störche Ende der 80er Jahre. „Sein Lächeln und unerschöpflicher Optimismus wird mir fehlen. Er hat nun einen Logenplatz mit Blick auf unser Holstein-Stadion“, machte die Nachricht von Hartwigs Tod Nemitz und die gesamte Holstein-Familie tief betroffen. Auch Holstein-Urgestein Immo Stelzer erinnert sich voller Herzlichkeit an den 60-Jährigen: „Schon als Junge in den 70ern stand Hartwig bei uns am Fögeplatz und war bei den Spielen dabei. Er war ein feiner Mensch und ehrlicher Fan. Wir trafen uns immer wieder auch bei Auswärtsspielen. Er wird sehr fehlen.“
Holstein Kiel als Herzensthema
Holsteins ehemaliger Pressesprecher Wolf Paarmann kannte Hartwig schon viele Jahre: „Das gemeinsame Länderspiel-Schauen auf seinem Hof, zu dem er regelmäßig eingeladen hat, war legendär. Er war auf jeden Fall die bestinformierte Person in Sachen THW und Holstein in Kiel, er hat einfach alle und jeden direkt angesprochen.“ Holstein-Fan Harald Vogler betont: „Hartwig war von Haus aus Handballer. Beim THW wollte er ein schönes Spiel sehen. Holstein hingegen wollte er aber immer unbedingt gewinnen sehen.“ Egal über welches Thema man mit Hartwig diskutierte, alle Gespräche endeten bei Holstein Kiel – seinem absoluten Herzensthema. Nur die Erntezeit vermochte Hartwig jedes Jahr aufs Neue für ein paar Wochen von den Störchen abzulenken.
Sein Nachbar, Holsteins Athletiktrainer Timm Sörensen, meint anerkennend: „An meinem Gartenzaun haben viele Gespräche zwischen uns stattgefunden und Hartwigs Großzügigkeit hat mich beeindruckt. So durfte ich nicht nur mit meinem Sohn zwei Stunden lang bei der Ernte auf seinem Mähdrescher mitfahren, sondern er hat mir auch für meinen Garten große Findlinge geschenkt und direkt mit seinem Traktor vorbeigebracht. Ich werde ihn immer als sympathischen, herzlichen und hilfsbereiten Menschen und natürlich großen Holstein-Fan in Erinnerung behalten, der uns allen fehlen wird!“
Als 2012 die Holstein-Traditions-Elf neu gegründet wurde, erklärte sich Hartwig Rodde, damals noch Vorsitzender des MTV Dänischenhagen, sofort bereit, den Platz für das Duell zwischen den „Tradis“ und der Nord-Ostsee-Auswahl zur Verfügung zu stellen. Einer von vielen unvergessenen Tagen mit Hartwig.
Die Holstein-Familie trauert um einen ganz besonderen Menschen ihrer Fan- und Vereinsgeschichte. Mit der Jubiläums-Chronik im kommenden Jahr wird auch Hartwig für immer ein Denkmal in der Störche-Historie haben. In Gedanken sind wir bei seiner Familie. Hartwig, wir werden Dich nie vergessen.