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Geschichte und Geschichten: „Partita della Lattina“ – die Legende vom Büchsenwurf

Die Coca-Cola-Dose, die Borussia Mönchengladbach zum Verhängnis wurde.

Fünf deutsche Meistertitel (1970, 1971, 1975, 1976 und 1977), drei DFB-Pokal-Erfolge (1960, 1973 und 1995) sowie zwei Siege im UEFA-Pokal (1975 und 1979) – kaum ein anderer Club aus dem Westen Deutschlands hat seit der Gründung der Bundesliga so viele Erfolge feiern dürfen wie die Gladbacher Borussia, die mit ihren Stars der Vergangenheit wie Günter Netzer, Jupp Heynckes, Alan Simonsen, Berti Vogts, Reiner Bonhof, Wolfgang Kleff, Lothar Matthäus oder auch Kult-Trainer Hennes Weisweiler große Schlagzeilen machte. Aber auch die Kieler Störche haben einen festen Platz in der Ruhmeshalle der Fohlen-Elf.

Bundesliga-Aufstiegsrunde 1965

Der 5. Juni 1965 geht als ein Schicksalstag in die Geschichte der KSV Holstein ein. In der Aufstiegsrunde zur Bundesliga unterlagen die Störche in der Nachspielzeit am Gladbacher Bökelberg mit 0:1. Kurz zuvor hatte Holstein-Rekordspieler und Teamkapitän Peter Ehlers die erste und einzige Rote Karte seiner langen Karriere gesehen. Die Niederlage bei der Borussia war der vorentscheidende Rückschlag im Kampf um den Aufstieg. Zwar siegte die KSV im Rückspiel von Kiel mit 4:2, doch für den großen Wurf reichte es am Ende nicht. Die große Zeit der Borussia nahm ihren Anfang. Das Siegtor damals wurde zu einem der zehn wichtigsten Tore der Gladbacher Vereinsgeschichte gewählt. Doch es ist natürlich nicht die einzige Legende, die sich um das Team aus dem ehemaligen München Gladbach (bis 1950) rankt.

Pfostenbruch und Büchsenwurf

Wer den Pfostenbruch vom 3. April 1971 am Gladbacher Bökelberg noch einmal „erleben“ oder gar die Büchse aus dem „Partita della Lattina“ – dem später annullierten Büchsenwurfspiel gegen Inter Mailand (7:1) ein halbes Jahr später – im Original sehen möchte, der stattet im Rahmen der Bundesliga-Partie unserer Störche doch dringend der FohlenWelt, dem 1.100 Quadratmeter großen Vereinsmuseum direkt am Borussia Park, einen Besuch ab. Dort kann die faszinierende Geschichte des Vereins im schmucken Club-Museum detailreich vom Gründungsjahr 1900 über den Bundesliga-Aufstieg 1965 und den Riesenerfolgen der 70er Jahre bis heute hautnah erlebt werden. Ein Eintauchen in die bewegte und traditionsreiche Welt der Borussia kann man jedem Besucher aus Kiel am Sonnabend vor dem Spiel nur wärmstens ans Herz legen. In einer besonderen Ecke kann man auch eintauchen in das bereits erwähnte Aufstiegsspiel Fohlen gegen Störche am 5. Juni 1965.

Die alte Anzeigetafel vom Bökelberg ist das Herzstück der Fohlen Welt
Die alte Anzeigetafel vom Bökelberg ist das Herzstück der FohlenWelt.

Willkommen im Borussia-Park

Am Sonnabend um 15.30 Uhr tritt Holstein zum ersten Mal seit 59 Jahren wieder in einem Pflichtspiel gegen die Borussia an. Spielstätte ist dann natürlich nicht der inzwischen längst abgerissene Bökelberg, sondern der schmucke Borussia-Park mit seinen über 60.000 Plätzen. Die FohlenWelt ist an Abenden vor Heimspielen bis 21 Uhr und an den Spieltagen von 10 Uhr bis 30 Minuten vor Anpfiff geöffnet.

Der Borussia-Park ist seit 2004 die Spielstätte der Gladbacher.

Zusatzinfo Büchsenwurf-Spiel…

Als Büchsenwurfspiel ging das am 20. Oktober 1971 im Europapokal der Landesmeister – dem Vorgänger-Wettbewerb der Champions League – ausgetragene Heimspiel der Borussia gegen den italienischen Meister Inter Mailand in die Fußballgeschichte ein. Die Weisweiler-Elf gewann das Hinspiel am Bökelberg klar und deutlich mit 7:1, doch die Partie wurde später von der UEFA annulliert. Was war geschehen? Inter-Stürmer Roberto Boninsegna war in der 28. Minute beim Spielstand von 2:1 für die Borussia von einer Coca-Cola-Dose an der Schulter getroffen worden, zu Boden gegangen und ausgewechselt worden. „Ich habe gesehen, wie die Dose Boninsegna an der Schulter traf. Zunächst schaute er nur ganz verdutzt. Dann kam Inter-Kapitän Sandro Mazzola auf ihn zugestürmt und rief, er solle sich fallen lassen. Und schon sank er wie vom Blitz getroffen zu Boden. Dabei war die Dose so gut wie leer“, berichtete der Gladbacher Luggi Müller anschließend. Kurioserweise waren nur die damals 27.500 Zuschauer auf dem zum Bersten gefüllten Bökelberg Augenzeuge der legendären Begegnung. Warum? Die selbstverständlich geplante TV-Übertragung scheiterte aus einem Grund, der heutzutage undenkbar wäre: an 6.600 Mark. Wie es zur damaligen Zeit üblich war, wurden die Übertragungsrechte für ein Europapokalspiel noch einzeln verhandelt. Die Borussia und die ARD befanden sich nach zähen Verhandlungen eigentlich schon auf der Zielgeraden, als der Deal nur wenige Stunden vor dem Anpfiff doch noch platzte. Streitpunkt: Die Mehrwertsteuer!

Im Rückspiel siegte Inter mit 4:2. Das annullierte Hinspiel musste im Berliner Olympiastadion wiederholt werden. Es endete 0:0, Gladbach war ausgeschieden. Inter marschierte sogar bis ins Finale des Landesmeister-Pokals, dort gab es dann allerdings ein 0:2 gegen Ajax Amsterdam….

Übrigens hatte Schiedsrichter Jef Dorpmans damals die ominöse Coca-Cola-Dose mitgenommen. Bis 2011 stand sie im Vereinsmuseum von Vitesse Arnheim. Erst anlässlich des 40. Jubiläums des Büchsenwurfes wurde das Original in einem feierlichen Rahmen an die Borussia übergeben. Seit der Eröffnung der FohlenWelt im Mai 2019 gehört die Büchse zu den Highlights der Ausstellung.

Das Original vom Büchsenwurf im Oktober
1971.
Die Folge des Pfostenbruches 1971 war die Einführung der Aluminiumtore in der Bundesliga.

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Auch Borussia Mönchengladbach blickt vor dem ersten Bundesliga-Spiel gegen unsere Störche noch einmal in die Vergangenheit. Hier geht es zum Artikel der Borussia.

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