Vorsänger „Kirsche“ lieferte einen packenden Appell vor dem Heimspiel gegen Heidenheim.
Noch immer sind alle, die am vergangenen Sonnabend dabei waren, in höchstem Maße emotionalisiert. Unsere Störche haben gegen Heidenheim den historisch ersten Sieg in der Bundesliga geschafft und sorgten damit für frenetischen Jubel.
Es sollte also der 9. Spieltag sein, an dem der Deutsche Meister von 1912 seinen ersten Sieg in der Bundesliga erringen konnte. Patrick Erras erzielte das goldene Tor für unsere Störche und Sportschau-Reporter Alexander Bommes empfahl vor einem Millionenpublikum den werdenden Müttern in Schleswig-Holstein, ihren männlichen Nachwuchs Patrick zu nennen – oder „langer Erras“.
Tasmania in Reichweite
Mit Holsteins Dreier gegen Heidenheim haben nun alle 58 Vereine der langen Bundesliga-Historie mindestens ein Spiel gewonnen. Und mit dem nächsten Erfolg kann die Rapp-Elf in der Ewigen Tabelle des Oberhauses schon frühzeitig mit Tasmania Berlin gleichziehen – und hoffentlich schon bald überholen. Es war übrigens der erste Erstliga-Sieg unserer Störche seit dem 28. April 1963, wie auch KSV-Cheftrainer Marcel Rapp auf der Pressekonferenz mit ein wenig Stolz verkündete. Damals bezwang unsere KSV den VfB Oldenburg mit 5:2 in der Oberliga Nord, der damalig höchsten Spielklasse in Deutschland.
Holsteingeist hatte Hand im Spiel
Aber schon vor dem Anpfiff erlebte die zweitälteste Spielstätte des Fußball-Oberhauses – nur das Bochumer Stadion wurde 1911 eine Woche vorher eröffnet – einen Gefühlsausbruch par excellence. Vorsänger „Kirsche“ von der Ultra-Gruppe New Connection brachte das Holstein-Stadion mit seiner Ansprache derart zum Beben, so dass selbst der legendäre Holsteingeist in den Katakomben der Haupttribüne wachgerüttelt wurde und in das Spielgeschehen eingreifen konnte – wie so oft an großen Tagen der Vereinsgeschichte. Kirsche hatte zehn Minuten vor dem Anpfiff über die Stadionlautsprecher das gesamte Publikum mit emotionalen Worten eingeschworen. „Wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen“, mahnte der Vorsänger der Ultra-Gruppe „New Connection“. Und der Fanblock präsentierte eine ältere Fahne mit den Worten „Don`t stop believing“, die auch Kapitän Lewis Holtby nach der Pokalpleite in Köln beschworen hatte
Digitale Welle
Aber auch im Nachgang sorgte die emotionale Ansprache für Furore – und zwar bundesweit. Das Video der Ansprache, das auf dem Instagram-Kanal von Sky Sport Deutschland viral ging, ist ein Paradebeispiel für die positive Kraft von Social Media. „Kirsche“ entzündete mit seinem leidenschaftlichen Aufruf „34 Spieltage, 34 Feiertage“ nicht nur die Stimmung im Stadion, sondern entfachte eine digitale Welle, die weit über die Grenzen von Holstein Kiel hinausreichte.
Tradition lebt
Mit knapp 1,3 Millionen Views allein auf Sky Sport und unzähligen Shares in Storys erreichte der unerschütterliche Fan-Spirit die gesamte deutsche Fußballszene. Dieses Video zeigte, wie tief verwurzelt die Tradition von Holstein Kiel in der Gemeinschaft der Fans ist – eine Tradition, die nicht nur auf den Rängen, sondern auch – glaubt man der digitalen Reichweite – auch online lebt.
Nicht der letzte Feiertag
Darüber hinaus sahen mehr Kieler Fans als es noch bei den ersten Bundesligaspielen der Fall war den Sieg ihrer Mannschaft. Zwar war das Holstein-Stadion beim Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim nicht ganz ausverkauft – dies lag allerdings alleine daran, dass die Gäste von der Brenz nicht ihr komplettes Kontingent verkauft hatten und somit Teile des Gästeblocks für Kieler Fans geöffnet werden konnten – selbstverständlich unter Berücksichtigung der vorgeschriebenen Fantrennung.