Die Gerd Müller Statue vor der Münchner Allianz Arena

Geschichte und Geschichten: Altmeister gegen Rekordmeister

Zehnmal spielten Holstein Kiel und der FC Bayern München bislang gegeneinander. Wir blicken zurück auf über 100 Jahre Fußballgeschichte.

Sowohl den Briefkopf von Holstein Kiel als auch den des FC Bayern München ziert ein wichtiger Zusatz mit enormer Strahlkraft: Deutscher Meister. Nur neun Vereine aus der aktuellen 1. Bundesliga können das von sich behaupten. Ein kleiner, aber feiner Unterschied ist allerdings die Anzahl der gewonnenen Titel. Während Holstein 1912 genau wie der FC Bayern 1932 die Viktoria, die deutsche Meistertrophäe vor 1945, je einmal in Empfang nehmen durften, avancierte das Team aus der Isar-Metropole nach 1965 zur erfolgreichsten Mannschaft im deutschen Fußball, sicherte sich sage und schreibe 32-mal die Salatschüssel und darf sich seit 1987 alleiniger Rekordmeister nennen. Doch wo und wann hat die ruhmreiche Geschichte der Bayern eigentlich angefangen?

Münchens erste Tribüne

Mit dem Umzug ins Grünwalder Stadion trugen die Bayern 1925 dem großen Zuschauerinteresse an ihren Spielen Rechnung. Das 1911 erbaute Stadion an der Grünwalder Straße war gerade auf 24.000 Plätze erweitert worden und wurde auch von anderen Münchner Klubs als Heimspielstätte genutzt. 30.000 Zuschauer sollen im April 1926 beim 4:3-Heimsieg gegen die SpVgg Fürth im Stadion gewesen sein. 1932 konnten die Bayern erstmals die Deutsche Meisterschaft feiern. Nach mehreren zumeist enttäuschenden Anläufen gelang den Münchnern der große Wurf durch einen 2:0-Erfolg vor 55.000 Zuschauern am Nürnberger „Zabo“ über Eintracht Frankfurt.

Der FCB spielte früher im Stadion an der Leopoldstraße. Daran erinnert seit 2022 ein Denkmal.
Die Münchner Aufstiegsmannschaft von 1965.

Bundesliga-Aufstieg 1965

Während der Kriegswirren musste der FC Bayern München zwischenzeitlich in das Dantestadion (1943-44), auf den Sportplatz an der Schlierseestraße (1944-45) und auf den Platz der Hypobank an der Grünwalder Straße umziehen, doch zum Start der Oberliga Süd im November 1945 konnte man wieder auf Giesings Höhen im Grünwalder auflaufen. Bei Einführung der Bundesliga 1963 musste der FC allerdings dem Lokalrivalen 1860 München als Südmeister den Vortritt lassen. „Wenigstens im Jahre der Einführung der Bundesliga sollen keine zwei Vereine aus demselben Ort an den Start gehen – und als aktueller Meister der Oberliga Süd sei der TSV 1860 München gesetzt“, hieß es von Seiten des DFB. Abgesehen davon gehörten die Bayern in der alten erstklassigen Oberliga Süd nicht zu den absoluten Spitzenteams. In der ewigen Tabelle rangierten die Münchner hinter Nürnberg, Offenbach, Stuttgart und Frankfurt nur auf dem fünften Platz.

1965 schafften die Bayern dann in der erfolgreichen Aufstiegsrunde gegen Alemannia Aachen, Tennis Borussia Berlin und den 1. FC Saarbrücken dann doch mit Verspätung den Einzug in die Bundesliga. Die jungen Wilden von Trainer Zlatko „Tschik“ Cajkovski um den Supersturm Rainer Ohlhauser und Gerd Müller sowie dem jungen Schlussmann Sepp Maier. Ein Jahr zuvor hatte schon ein gewisser Franz Beckenbauer sein Debüt im Bayern-Trikot gefeiert. Bereits 1969 sicherten sich die Bayern ihren zweiten Meistertitel. Der Beginn einer großen Ära.

Das Stadion an der Grünwalder Straße heute.
Die Allianz Arena wurde 2005 eröffnet.

Olympiastadion und Allianz Arena

Am 28. Juni 1972 bestritten Franz Beckenbauer, Gerd Müller & Co. im neuen Olympiastadion das erste Spiel und nahmen nach einem 5:1-Sieg gegen Schalke 04 zum dritten Mal in der Klubgeschichte die Meisterschale entgegen. Was folgte, war das vielleicht erfolgreichste Jahrzehnt der Vereinsgeschichte mit insgesamt drei Erfolgen im Europapokal der Landesmeister. 33 Jahre später, am 14. Mai 2005, verabschiedeten sich Michael Ballack, Oliver Kahn & Co. mit einem 6:3 gegen den 1. FC Nürnberg vom weiten Rund des Olympiastadions mit seinem charakteristischen Zeltdach – erneut hielten sie nach dem Schlusspfiff die Meisterschale in den Händen. Bereits 1987 hatte der FC Bayern München den 1. FC Nürnberg (neun Meistertitel) als alleiniger deutscher Rekordmeister abgelöst. Bis heute stehen 33 Titel für den FCB zu Buche. Es dürfte ein Rekordmeister für die Ewigkeit sein. Aufgrund der Riesenerfolge wurden bereits Ende der 90er Jahre die Rufe nach einer neuen, moderneren Arena laut und am 31. Mai 2005 empfing der FC Bayern die deutsche Nationalmannschaft zum Eröffnungsspiel in der schmucken Allianz Arena, die heute bis zu 75.000 Zuschauer fasst und mit 3,5 Millionen Besuchern im Jahr die meistbesuchte Touristenattraktion Bayerns ist – weit vor Schloss Neuschwanstein.

Holsteins Jae Sung Lee bezwingt Bayerns Torwartdenkmal Manuel Neuer im Jahr 2021.

Angstgegner Holstein?

Beinahe hätten Bayern zusammen mit unseren Störchen 1965 den Bundesliga-Aufstieg feiern können, doch eine bittere 0:1-Niederlage am Gladbacher Bökelberg versperrte Holstein damals den Weg ins Fußball-Oberhaus. Als der Spielplan für die neue Bundesliga-Saison 2024/25 bekannt gegeben wurde, da titelten zahlreiche Sportzeitungen aufgrund der Spielansetzung in Erinnerung an die Kieler Pokal-Sensation gegen den Rekordmeister im Januar 2021: „Bayern am 3. Spieltag zum Angstgegner!“ Auch Lewis Holtby meinte im Rausch der Aufstiegsfeier euphorisch: „Ich glaube, wir sind der Angstgegner der Bayern.“ Und tatsächlich, man könnte unsere Störche wirklich als so etwas wie einen Angstgegner für die Münchner bezeichnen. In den bislang zehn Duellen der Vereinsgeschichte setzten sich die Störche fünfmal gegen Bayern durch, viermal siegte der FCB und einmal hieß es am Ende unentschieden. Ein gutes Omen für das Duell Altmeister gegen Rekordmeister am 3. Spieltag der noch jungen Bundesliga-Saison?

Holtby soll es richten

Für unseren Kapitän Lewis Holtby sind Duelle mit dem FC Bayern München angesichts von über 200 Einsätzen im Fußball-Oberhaus sicher immer noch besonders, allerdings kein Neuland mehr. Sein Selbstvertrauen gegen den Rekordmeister basiert auf den starken Heim-Auftritten unserer Störche in der abgelaufenen Saison und dem ausgeprägten Teamgeist. „Wenn Thomas Müller hier reinkommt, kriegt er Flashbacks. Harry Kane nehme ich in Manndeckung“, meinte Holtby direkt nach dem Aufstieg. In Sachen Kane müssen unsere Störche besonders auf der Hut sein. Mit seinem Treffer gegen den SC Freiburg am letzten Spieltag traf der englische Nationalspieler bereits gegen alle Bundesligisten ins Schwarze – außer gegen die beiden Aufsteiger aus Kiel und St. Pauli…

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