m Samstag sind unsere Störche am stimmungsvollen Aachener Tivoli zu Gast
Hören Nostalgiker die Namen „Rote Erde“, „Zabo“ oder „Tivoli“, schnalzen sie ganz sicher mit der Zunge, stehen diese Arenen doch für die gute, alte Fußballzeit, in der Limonaden-Flaschen, Fahnenmeere, Zigarrenrauch-Schwaden und Stehplätze für „zwei fuffzig“ den Fußball-Alltag auf den Zuschauerrängen prägten.
Der Aachener Tivoli, am Sonnabend ab 18 Uhr Schauplatz des ersten Pflichtspiels unserer Störche in der neuen Saison, war und ist ein Klassiker, vor allem angesichts legendärer Pokalschlachten. Aber wieso war? Ganz einfach, denn seit August 2009 spielen die Schwarz-Gelben in einer neuen Spielstätte gleichen Namens. Die Atmosphäre dort steht dem alten Tivoli-Flair allerdings in keinster Weise nach. Vor allem der Drittliga-Aufstieg in diesem Jahr ließ das Stimmungsbarometer bei den frenetischen Fans in schwindelerregende Höhen steigen.
Der alte Tivoli wurde bereits 1928 eröffnet und fasste 21.300 Zuschauer. Der ewige Zuschauerrekord von 35.000 Fans, die im Oktober 1957 im Heimspiel der erstklassigen Oberliga West gegen den FC Schalke 04 die Stadionpforten passierten, wird allerdings in Zukunft unerreicht bleiben. Denn die Kapazität der neuen Arena beträgt insgesamt 32.960 Fans. Eines hat sich bis heute jedoch nicht geändert, unabhängig davon, wie viele Fans sich bei den Spielen tummeln. Es stockt einem der Atem, wenn man den Tivoli betritt. Daran können sich auch Holsteiner wie Urgestein Harry Witt, Co-Trainer Dirk Bremser, Kapitän Lewis Holtby und Sportchef Carsten Wehlmann lebhaft erinnern.
Während Wehlmann als Torhüter des FC St. Pauli die „beeindruckende Atmosphäre“ (O-Ton) hautnah miterleben durfte, kassierte „Hammer-Harry“ Witt mit den Störchen 1979 in der 2. Liga Nord mit Holstein eine glatte 0:4-Klatsche am Tivoli. Deutlich schönere Erinnerungen hat Lewis Holtby an Aachen, denn der Routinier spielte nicht nur von 2004 bis 2010 für die Junioren der Alemannia, sondern absolvierte mit 17 Jahren in der 2. Bundesliga auch sein Profidebüt. Noch heute sieht man Fans am Tivoli mit Holtby-Trikot herumlaufen. „Alemannia bedeutet für mich nach Hause zu kommen. Schön, dass sich der Kreis schließt. Wir werden dort vor 30.000 Zuschauerinnen und Zuschauern sicherlich eine brutale Stimmung erleben“, meinte Holtby direkt nach der Auslosung der 1. DFB-Pokal-Runde.
Noch erfolgreicher war unser Co-Trainer Dirk Bremser am Tivoli. Von Juli 2004 bis September 2006 war er als Assistent von Dieter Hecking, den er auf zwei Jahrzehnte lang auf zahlreichen Trainerstationen begleitete, in Aachen tätig. Die Alemannia durfte damals als Verlierer des DFB-Pokal-Endspiels 2004 im UEFA-Pokal starten und traf auf Gegner wie FH Hafnarfjörður, OSC Lille, FC Sevilla, Zenit St. Petersburg und AZ Alkmaar. Mit dem Überstehen der Gruppenphase gelang dem Zweitligisten damals eine kleine Sensation. Ein Jahr später gelang Aachen dann unter Hecking und Bremser sogar der Aufstieg. Abgesehen von den ersten drei Bundesliga-Jahren der Alemannia von 1967 bis 1970 sowie der Vizemeisterschaft im Jahr 1969 war dies der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. „Aachen war für mich eine sehr emotionale Station. Damals sind wir nach 36 Jahren in die Bundesliga zurückgekehrt, das ist ähnlich historisch wie unser Aufstieg in diesem Jahr für Schleswig-Holstein“, berichtet Dirk Bremser lebhaft.
Für Dirk Bremser, Lewis Holtby und auch für Carsten Wehlmann wird der Auftritt am Sonnabend sicherlich mehr sein als nur ein DFB-Pokal-Spiel. Und der inzwischen 69-jährige Harry Witt wird wie immer bei Auswärtsspielen seiner Störche im heimischen Kiel vor dem Fernseher sitzen. Erinnerungen werden wach…